FUTURE
Nr. 10 – AUGUST/SEPTEMBER/OKTOBER 1999
„Arbeitsgemeinschaft
naturreligiöser Stammesverbände Europas“ (ANSE)
„Germanische
Glaubens-Gemeinschaft“ (GGG) und die „Heidnische Gemeinschaft“ (HG)
„Vandalen-Ariogermanische
Kampfgemeinschaft“
„Deutschgläubige
Gemeinschaft e.V.“
Was macht der Bund gegen Anpassung
(BgA) im Infoladen Jena?
Die Zeit verfliegt, und eben
war es noch Sommer – natürlich viel zu heiß – und jetzt wird schon wieder
Winter – also viel zu kalt! Aufgrund urlaubstechnischer Gegebenheiten erscheint
diese FUTURE als 3-Monats-Ausgabe.
Und hoffentlich hält Andre Kapke diese Ausgabe nicht wieder vor
den meisten von Euch LeserInnen in seinen Fettschaufeln. Irgendwie hat er das
„Kunststück“ geschafft, eines von gerade mal acht Erstexemplaren zu bekommen.
wie, das ist wohl momentan nicht zu klären. Wenigstens dürfte er sich über
seine Mutation zum dicksten Hund Europas nicht gerade gefreut haben.
Was gibt es sonst noch? In
Jena gibt es einen neuen Infoladen plus Archiv, nämlich das „Schwarze Loch“,
allerdings fehlen momentan noch die Räumlichkeiten. Falls Ihr Interesse an der
Mitarbeit und/oder der Spende von Materialien und Geld interessiert seid,
wendet Euch vertrauensvoll an eine e-mail-Adresse (leider geht es gerade nicht
anders!): aag-j@gmx.net. Oder Ihr geht zum
Solikonzert am 15. und 16.10.99 ins HAUS, da spielen an zwei Tagen sechs Bands,
nämlich u.a. SKRUPEL, Y und STALKER. Außerdem gibt’s Film, Vokü, Disko und
Infostand.
Was noch? Lest weiterhin die
FUTURE und schreibt auch mal wieder! Die neue Adresse (aufgrund der
BgA-Geschichte, siehe weiter hinten im Heft, im alten Infoladen Jena) ist
momentan auch nur eine e-mail-Adresse, sorry, geht eben nicht anders: the.future.is.unwritten@gmx.net.
Dahin geht Eure Post ganz fix, sie braucht auch hier nicht mehr abgetippt
werden, sondern kann ganz einfach übernommen werden.
Das, wie gesagt, in
aller Kürze...
Vor vielen Jahren, und um genau
zu sein: vor genau 10 Jahren, begann in der DDR das, was als
„Wiedervereinigung“ in der BRD endete. Nun kann mensch sich vielfältig darüber
streiten, ob es richtig, falsch, gut oder böse war. Fakt ist, daß die DDR, so
wie sie damals existierte, nicht das Paradies auf Erden war, und auch niemals
hätte sein können, weil sie auf Autorität und Unfreiheit aufgebaut war. Für die
BRD gilt das Gleiche! Ein Vergleich,
welches der bessere deutsche Staat gewesen sei, ist also nicht nur überflüssig,
sondern im Gegenteil schädlich; er bringt uns nur in nationales Fahrwasser.
Auch deshalb beteiligt sich der Ost-Flügel der NPD an einer
„Wer-war-besser-DDR-oder-BRD?“-Diskussion. Schluß aus, Staat ist immer Scheiße!
Und wer was anderes erzählt: lacht sie/ihn einfach aus.
Natürlich ist dieser Artikel
nicht begonnen worden, um DDR-BRD-Vergleiche zu machen oder ob die
Montagsdemonstrationen „chinesisch“ aufgelöst hätten werden sollen, das können
meinetwegen die RotTischlerInnen oder ihre Nachwuchsgruppe machen. Nein, diesmal
geht es mehr um gewisse geschichtliche Aspekte. Der Zusammenbruch der DDR
hinterließ anfänglich ein gewisses Vakuum, das besonders in Berlin, aber auch
in Leipzig, Dresden, Potsdam und auch in Jena genutzt wurde – zu
Hausbesetzungen! Zu den Hochzeiten der Bewegung gab es allein in Ostberlin ca.
150 besetzte Häuser! Nun ja, Jena ist immer etwas verschlafen gewesen, aber in
Jena gab es auch zu DDR-Zeiten ab und an besetzte Wohnungen und sogar Häuser.
Nach der Wende führte das dann über die erfolgreichen Besetzungen (im Sinne von
länger wohnen statt sofortiger Räumung) in der Karl-Liebknecht-Str. 58 über
Papiermühle/Hinterhaus und Brandströmstr. 6 zum HAUS, welches mittlerweile über
vier Jahren besetzt ist. Weniger erfolgreiche Besetzungen gab es in der Huttenstr.,
Saalbahnhofstr. und im Villengang, dem alten Kassa. Nicht zu vergessen die
vielen Scheinbesetzungen! Auch in Berlin konnten sich die HardlinerInnen der
Regierung durchsetzen und ließen fast alle Häuser räumen; dem Rest wurden
Verträge aufgezwängt, die hier lieber nicht wiedergegeben werden sollten.
Leipzig und Potsdam als weitere Hochburgen kamen auch nicht besser weg. Aber
was passiert da draußen in der Welt? Blick nach Barcelona: ca. 200 (!) besetzte
Häuser, davon viele frustrierte „normale“ MieterInnen, die nicht einsehen,
warum sie einigen wenigen Leuten die Kohle hinterher werfen sollen.
Montpellier, eine kleine französische Stadt im Süden, hat mehr als zehn, Torino
in Italien ca. 12, New York, San Francisco, Tokio – also Städte rund um den Globus
haben besetzte Häuser – warum sollte dann ausgerechnet Jena nur eines haben?
Also Leute, ran an die Häuser – die Häuser denen, die drin wohnen!
SQUAT THE WORLD!
In der letzten Ausgabe
der FUTURE wurde über neugermanisch-heidnische Organisationen berichtet, denen
„amtlicherseits“ verfassungsfeindliche Bestrebungen bescheinigt werden.
Daneben
existieren jedoch noch zahlreiche weitere Gruppierungen aus diesem Spektrum.
Diese nachstehend aufgeführten
Organisationen sind durch verschiedene Überschneidungen unübersehbar ins
rechtsextremistische Lager verstrickt.
Laut
Bundesregierung liegen über die meisten neuheidnischen Gruppierungen keine
verfassungsschutzrelevanten Erkenntnisse vor. „Beobachtet“ vom Bundesamt für
Verfassungsschutz, d.h., ein gezieltes Sammeln und Auswerten von Informationen,
erfolgt lt. Bundesregierung derzeit u.a. bei folgenden Organisationen nicht:
Für
die „harten Helden“ wird im Thule-Netz der in Köln ansässige „Armanen-Orden“
(AO), der 1976
aus
der neugermanisch-rassistischen „Guido von List Gesellschaft“ heraus gebildet
wurde, empfohlen. Nach Lists (1919) Auffassung waren die Armanen die Führer und
Lenker der Germanen (4. AO-Grundsatz: „Die Erweckung des Armanen-Ordens ist für
das Germanentum die Wiedergeburt einer Lebensgestaltung auf der Grundlage der
naturgesetzlichen Weltordnung.“). Im Mittelpunkt seiner Lehre steht die
mystische Überhöhung der arischen Rasse. Zentrale These von List, vor 1914
einer der herausragenden völkischen Schriftsteller, Begründer der
Runen-Esoterik und der Ariosophie, ist, daß es in der Vorzeit einen
Priesterorden, die sogenannte Armanenschaft mit überragenden Kenntnissen (=
Geheimwissen) gegeben habe. Nach der Christianisierung soll dieses Wissen
mittels der Runen, die für Eingeweihte Heilszeichen sind, verschlüsselt worden
sein. Der „Armanen-Orden“ wendet sich gegen die biblische Lehre vom Wert jedes
Menschen und der Gleichheit aller. An der Spitze der hierarchisch gegliederten
Organisation, deren Glaubensinhalte durch einen extrem primitiven
Rassen-Okkultismus mit theosophischem Einschlag geprägt sind, steht der
Großmeister Adolf Schleipfer. „Stimme“ der „Armanenschaft“ ist die im 29.
Jahrgang erscheinende Zeitschrift „Irminsul“. AO-Werbeanzeigen („Die Kraft zum
Sieg über alle Probleme, liegt für uns Europäer allein in unserer
abendländisch-keltisch-germanischen Religion“) veröffentlichte u.a. die „Junge
Freiheit“; regelmäßige Anzeigen finden sich in „Huginn und Muninn“, dem Organ
der „Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas“ (ANSE).
Die von Adolf Schleipfer (s.
AO) getrennt lebende Ehefrau, Sigrun Freifrau von Schlichting, ebenfalls
AO-Großmeisterin, gründete 1990 die extrem kirchenfeindliche
„Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas“ (ANSE), eine
Plattform für die Vereinigung aller heidnischen Gruppen in Europa. Regelmäßig
wartet die ANSE mit dem Besuch von Kultstätten, Lehrgängen für Symbolkunde,
Runenlehrgängen und Stammestreffen auf. Anzeigen und Kurzdarstellungen im
ANSE-Organ „Huginn und Muninn. Deutschsprachige Midgart-Zeitung für europäische
Religion, Kultur und Mysterien“ (H+M; 8. Jahrgang) belegen, daß diese weltweite
Kontakte unterhält. H+M selbst inseriert in der Bundesrepublik u.a. in
„Nation+Europa“. Vater von Schlichting, die ihre geistige Heimat zuerst beim
„Bund Heimattreuer Jugend“ (BHJ) und später bei dem „Goden-Orden“ fand, war der
neugermanische Schriftsteller Hans W. Hammerbacher (NSDAP-Kreisleiter), der bis
zu seinem Tod 1980 Mitglied des „wissenschaftlichen Beirates“ der Zeitschrift
„Neue Anthropologie“ war. H+M-Schriftleiter ist ein AO-Mitglied, der Berliner
Bernhard Schulz, Gründer des „Tempels des Semnonen“. Schulz und Schlichting
haben auch führende Funktionen bei der „Gemeinschaft zur Erhaltung der Burgen“
e.V. (GEB) inne.
ANSE-Gründungsmitglied
ist Susanne M. Schönlaub. Deren Mann, Heinrich-Jörn, war einst
Bundesvorstandsmitglied der „Deutschen Autofahrer
Interessengemeinschaft-Volkspartei“, dann Mit-glied der „Deutschen Alternative“
und später bei der „Nationalistischen Front“ (NF) organisiert. Gemeinsam mit Karsten Kube betreibt er die
Unternehmen Lebensquell, Germania - Wehr- u.
Sportbestände.
Inserate werden z.B. in „Einheit und Kampf“ (E+K), einer rechtsextremistischen
Strategieschrift,
geschaltet.
Die Ostberliner Polit-Rocker
„Vandalen-Ariogermanische Kampfgemeinschaft“, Befürworter germanischer
Ordnungsbilder und Riten, berichteten in dem Naziskin-Fanzine „Preußens Gloria“ über sich: „Klare Sache,
daß auch der Anbeterei des jüdischen Jesus >Balkensepp< Christus von
unserer Seite etwas entgegengesetzt werden muß.... Wenn jemand all das, wofür
germanische Menschen gestritten haben, erhalten und mehren will, dann sind wir
das!“ Wer sich weiter mit dem Thema beschäftigen will, dem empfehlen die
„Vandalen“, die eng ins militante neonazistische Netz eingebunden sind, die
„Artgemeinschaft“. Zumindest in der aktiven Phase des Neonazi-Aussteigers Ingo
Hasselbach galt nach dessen Aussage Andreas Cavael, ein enger Freund von Bendix
Wendt und Günther Reinthaler, den treibenden Kräften der „Vandalen“ zugehörig.
Intensive Kontakte bestanden zum „Asgard-Bund“ und dessen Jugendgruppe „Wotans
Volk“. Verbindungen gibt es zur Fascho-Band „Landser“.
Von
den Gylfiliten, die in der Erhaltung und Reinhaltung der „germanischen Rasse“
eine „göttliche Forderung“ erblicken, wird Hitler als Halbgott, als Inkarnation
Odins angebetet: „Mit der Aufnahme in Walhall sind durch die große Gnade der
Götter alle menschlichen Mängel“ von ihm „abgefallen, so daß man“ ihn „als
Fürsprecher vor den Göttern fortan anrufen kann!“ Ihr Glauben, der Germanenkult
und Hitler-Religion paart, gipfelt in der Aufforderung: „An Adolf bete zur
Einheit Deutschlands!“
Wolfgang
Kantelberg (Bruder Wali) gründete 1976 nach seiner Mitgliedschaft in der NPD,
der „Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands“ (VSBD) und beim „Goden-Orden“,
die neugermanische Sekte „Gylfiliten“, die auch mit dem „Asgard-Bund“
kooperierte. So empfahl Priem seinem Kameradenkreis neben der „Deutschgläubigen
Gemeinschaft e.V.“ auch den „Asgard-Bund“, als „befreundete,
nordisch-germanische Glaubensgemeinschaft“, die „dem nordischen Mitmenschen
Heimstatt werden“ könne.
Die
„artgläubige Haltung“ pflegende „Deutschgläubige Gemeinschaft e.V.“ wurde „1902
nach Teutoburg“ - im Jahr 1911 gegründet. Deren Vorsitzender ist Odfried
Jungklaaß, der bereits seit 1967 die Führung der Gemeinschaft innehat.
Kooperiert wird verstärkt mit dem Ex-Grünen Michael Pflanz („Heidnische
Gemeinschaft“), der das Blättchen „Der Runenstein“ herausgibt. Österreichischer
Statthalter der „Deutschgläubigen“ ist Karl-Heinz Schwecht. Als „befreundete“
Organisation wird „Odinic Rite“ in England genannt.
An der
Spitze des 1990 gegründeten „Bundes der Goden. Arbeitsgemeinschaft des
erweiterten Godenrates der religionswissenschaftlichen Vereinigung >Die
Goden< e.V.“ steht August-F. Ventker, Alter Herr der Burschenschaft Askania
Hamburg und Unterzeichner des revisionistischen „Appells der 100“. Auf
Veranstaltungen machen u.a. Huginn+Muninn“ und die österreichische
Monatszeitschrift „Eckartbote“ aufmerksam.
Den
neugermanisch-heidnischen Gruppen zuzurechnen, sind desweiteren neben der
„Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft“, einer Gründung des ehemaligen
SA-Referenten Herbert Böhme, auch die „Thors Wikinger“ (Kopf: Ex-AO-Mitglied,
Harry Radegeis, der einen „Thors förlag“ betreibt), die positive Ansätze im
Dritten Reich erblicken, und die „Tempelhofgesellschaft“ (THG). Großkomptur
(Ordensritter) der extrem konspirativ abgeschotteten „Tempelhofgesellschaft“
(Organ: „Babilu“) ist Hans Günther Fröhlich, ehemals 2. Bundesvorsitzender und
Bundesorganisationsleiter der 1986 gegründeten Neonazi-Partei „Die Deutschen“
(DD), die 1991 mit der Kölner REP-Abspaltung „Die Bürger“ fusionierte. O-Ton
Fröhlich: „Der Geist des Ur-Nordens, des alten Atlantis, Thules, des freien
Germaniens wird über die dampfenden Schlachtfelder hinziehen und uns die Gnade
des Sieges gewähren, die Aufgabe der Neuordnung auferlegen, die Vollendung der
Zeiten übertragen“. Nicht nachgewiesen konnte Fröhlich die Urheberschaft als Erfinder
des antisemitischen Spiels „Jud ärgere Dich nicht“ werden. Aus Kreisen der
offiziell aufgelösten österreichischen THG entstammen die in rechtsextremen
Kreisen kursierenden Nazi-UFO-Videos.
Und
über all die hier genannten Organisationen will die Bundesregierung und ihr
extrem aufgeblähter Geheimdienstapparat nicht informiert sein?
(Diese
Reihe wird fortgesetzt
mit thüringer Spezifika.)
Als die Jungle World am 21.7.99 in einem kurzen
Artikel berichtete, daß im Jenaer Infoladen sich ein Bund gegen Anpassung breit
gemacht hätte, und deshalb eine Gruppe den Infoladen (letztendlich nicht ganz
freiwillig) verlassen hatte, war die „Bombe“ geplatzt: Auch die Jenaer
„Polit“-Szene hat sich auseinanderdifferenziert. So richtig – so falsch. Denn
die Einschätzung über die Niederlassung jenes BgA war offenkundig falsch; was
sich jedoch niedergelassen hat, sind die Methoden eine Gruppe, die nicht zu
Unrecht als „politisierende Psychosekte“ (so die Einschätzung von Hamburger
Antifas) benannt wird:
„
,Politisierende Psychosekten‘. Diese Gruppierung(en) wurden von frustrierten
Altlinken der 70er aufgebaut. Sie haben einen starken Führerbezug und eine
Ideologie, die sich letztendlich auf ,Fick dich frei‘ reduzieren läßt. Dies
auch oft unter Mißachtung von Persönlichkeitsrechten und mit starken
autoritären Elementen. Hier liegt ihre Verbindung zur Rechten.
Der ,Bund zur
Verbreitung unerwünschter Einsichten‘ stammt aus Freiburg, wo er ursprünglich
,Marxistisch-Reichistische Initiative‘ hieß. Die Analyse Reichs von der
verdrängten Sexualität als Grundlage der Massenpsychologie des Faschismus ist
eine der Legitimationsgrundlagen für ihr ,Freie Liebe‘- Programm. Er hat
zahlreiche weitere Tarnnamen, unter anderem
-Arbeitskreis
Antiklerikales, Göttingen
-Bund gegen
Anpassung
-Bund zur
Verbreitung unbequemer Ansichten
-Bunte Liste
(BuLi), Freiburg
-Gruppe für
Aufklärung, Demokratie und Selbstbestimmung
-Initiative
Neue Linke (INL), Göttingen, Wien und Salzburg
-Internationale
Gesellschaft zur Entwicklung der Lebensfreude e.V. (IGEL)
-Verein zur
AIDS-Verhütung e.V., Fankfurt am Main
Ihr Verlag ist
der Ahriman-Verlag (Freiburg). Der Führer der Sekte heißt Fritz Hoevels
(Freiburg).
Zu ihren
Feindbildern zählen vor allem die Kirche (wegen ihrer Sexualfeindlichkeit),
dann HIV-Infizierte, die sie gerne zwangs tätowieren lassen würden,
Feministinnen (,frigide‘), die USA, der Islam (Bomben auf Teheran für Rushdie)
und die Linke. Dies mündete 1989 in die Erkenntnis ,Haargenau die gleichen
Feinde‘, ein Flugblatt, gerichtet an die ,Republikaner‘. Sie bekämpfen nämlich
auch den ,Nationalmasochismus‘ und die ,Erbschuldmystik‘. (aus ,Offener Brief
an alle, die sich überlegen, die `Republikaner' zu wählen‘).
Die
flächendeckende Paranoia der Sekte äußert sich in Feindkarteien, Videoaufnahmen
von GegnerInnen und teils auch in gewalttätigen Angriffen...
Sie waren
während des zweiten Golfkriegs (1991) aktive, zum Teil fanatische
Saddam-Hussein-UnterstützerInnen. Dabei schreckten sie auch nicht vor
rassistischen Begründungen zurück: ,Hat denn jemand schon mal a) einen Yeti bei
der Paarung oder b) einen kuweitischen Staatsbürger bei der Arbeit gesehen?
Dagegen sind die Liechtensteiner richtig fleißig.‘ (Flugblatt ,Bismarck hui
Hussein pfui‘) Während des Golfkriegs organisierten sie eine Veranstaltung zu
Husseins Unterstützung an der Universität...“ (aus einer Hamburger Broschüre über rechte
und neurechte Gruppierungen, im Internet zu finden im NADIR-Archiv (Stichwort
BgA) unter http://www.nadir.org.
Im Osten der BRD tritt der BgA besonders als „Rotes
Forum“ auf, und arbeitet in dieser Form am sogenannten „Roten Tisch der
Kommunisten Ostthüringens“ mit. Nach Angaben von AntifaschistInnen aus dem
südwestdeutschen Raum, die aufgrund der Herkunft des BgA aus Freiburg für
dieses Thema besonders sensibilisiert sind, ist der BgA „...in Zusammenarbeit mit diversen stalinistischen Kadern unter dem
Namen ,Roter Tisch‘ in Ostdeutschland aktiv...“. Konkret für Jena heißt
das, daß außer den Betonköpfen von DKP und Jugendorganisation SDAJ, MLPD,
Kommunistische Plattform KPF, KPD und FDJ zumindest zwei Personen für ihre
Sekte BgA werben und Flugblätter verteilen. Personelle Überschneidungen sind
natürlich vorprogrammiert, erst recht dann, wenn auch der eifrige
Verfassungsschutz seine Finger im Spiel hat und schon zwei Personen auf seiner
Seite hat. Das wiederum bedeutet, daß Gruppen und Menschen, die mit den
selbsternannten „Kommunisten“ vom Roten Tisch paktieren, automatisch und
leichter als vorher bespitzelt werden können.
Aber zurück zum Thema.
Natürlich ist Jena nicht die erste Station, und
viele Gruppen haben es mit dem BgA und seinen Untergrüppchen zu tun gehabt. Mit
der Marxistisch-Reichistischen Initiative und ihrem Umfeld beschäftigt sich
seit Jahren die „Zentralstelle zur Erfassung von MRI-Aktivitäten“ in Mainz. Aus
einem Interview mit dem „Antiklerikalen Arbeitskreis im Libertären Forum“
nachfolgend einige kurze Auszüge:
„Sie (die BgA-Gruppe – d.A.) ist ebenfalls strikt stalinistisch: der
Stalinismus übernimmt einfach die Regulations- und Normalisierungsmechanismen
der bürgerlichen Disziplinargesellschaft des 19. Jahrhunderts, ohne die in ihr
angelegten Machtmechanismen kritisch zu hinterfragen. Internierung, flächendeckende
medizinische Rasterung der gesamten Bevölkerung, Pathologisierung der
Homosexuellen, Hysterisierung der Frauen (Michel Foucault) sind konstitutive
Elemente einer solchen Disziplinargesellschaft, die von den Stalinisten als
Mittel der Politik akzeptiert und angewendet wurden und in den ,Analysen‘ des
Marxismus-Leninismus nie problematisiert worden sind...
AKAK: Wie
gefährlich ist die Vereinigung eigentlich ? Würdet Ihr sie als Sekte
bezeichnen?
Zentralstelle: Wer einmal
mit Mitgliedern des BgA persönlich und politisch zu tun bekommen hat, würde
diese Frage spontan bejahen. Nicht nur, daß die BgA-Mitglieder nicht
kommunikationsfähig sind, ihr militaristisches Auftreten, ihre Provokation
gewaltsamer Zwischenfälle, ihre stalinistische Kaderpolitik, auch ihre
Veranstaltungen, die angefüllt sind mit Ritualen aus dem Arsenal des
Stalinismus (ZK-Applaus, Kameraüberwachung, unkritische Bejahung der von den
Führern ausgegebenen Parolen) machen den BgA zu einer der gefährlichsten
Gruppen der westdeutschen Trümmerlinken. Auch ohne die zusätzlichen
psychologischen Repressalien innerhalb der Gruppe, wäre der BgA als Sekte
anzusehen, in dem Sinne, daß alle stalinistischen Organisationen notwendig
autistisch, realitätsfremd und hierarchisch organisiert sind...“ (aus MIZ 3/91)
Was aber hat das nun mit dem
Infoladen Jena zu tun? Um die Jungle World noch einmal zu zitieren, traf diesen
der Jugoslawienkrieg in Form eines „Kollateralschadens“.
Und zwar in Form einer Trennung zweier Gruppen, von denen die eine die „Entwicklung
innerhalb des Infoladens in eine eher klassisch ,kommunistische‘ Richtung“ (auf diese Quelle ist später noch einzugehen!)
definierte. Eben diese Definition und alle damit zusammenhängenden Dinge, wie
Flugblätter, Demonstrationen usw., ist aber kritisch zu hinterfragen, da nur
ein Teil der Menschen im Infoladen diese Entwicklung vorantrieb und zu 100%
dahinterstand. Der restlichen Teil wurde stillschweigend übergangen oder
abgekanzelt, über mindestens eine Person aus dem damaligen Infoladen wurde eine
Art psychologisches Gutachten angefertigt, aus dem auch obiges Zitat stammt.
Weiter heißt es dort: „...ist ein
bürgerliches Subjekt. (Grundannahme und glücklicherweise uneingeschränkt
gültig)... Durch das Wegbrechen dieser Grundlage ist auch ... Identität und
somit seine persönliche Integrität gefährdet. Da er nun diese
"Identitätskrise" - im übrigen klassisch bürgerlich - nicht in sich
und seinem irrigen Streben nach "Identität" sucht, verortet er den
Grund für sein Unwohlsein in der Fremdgruppe, der JAPS. Hier wird auch
deutlich, wie weit der Infoladen die Manifestation ... Identität ist. Aus
dieser Projektion resultieren dann im übrigen auch gravierende
Wahrnehmungsstörungen...“ usw. Dieses „Geheimpapier“ ist im Übrigen schon
einige Zeit vor der Trennung entstanden, kann also nicht aus Frust oder
Ähnlichem geschrieben worden sein. Nein, diese Art von Papier entstammt genau
der Richtung, die direkt zum „Bund gegen Anpassung“ führen. Ein anderes
Beispiel ist die Überlegung einer oder auch mehrerer Personen, nach einer
siegreichen Revolution „die Anderen“
zu eliminieren, wenn sie sich nicht ihrer Herrschaft unterwerfen. Allein diese
wenigen Beispiele machen deutlich, daß am Stalinismusvorwurf verschiedener
Gruppen und Einzelpersonen durchaus etwas dran ist.
Wie aber ist es zum offenen
Bruch gekommen? Nach Ende des Krieges wurde auf einem Plenum eine
Unterschriftenliste präsentiert, mit der Stellung für den BgA bezogen werden sollte, weil dieser wegen Aufrufe zur
Desertation und ähnlichem von der Staatsgewalt verfolgt wird. Das machen
mittlerweile auch die Knallköppe von REP/NPD/DVUusw., aber das ist natürlich
„was anderes“. Wieso eigentlich?
Bedenken hinsichtlich des
BgA sind einfach weggewischt worden, im Gegenteil ist die Situation benutzt
worden, um mal gegen „Autonome“ und „Antifas“ zu hetzen und ihnen Dummheit zu
unterstellen. Genau wie der BgA: nämlich „daß
sich der BgA Angriffen von Antifaschistischen Bündnissen ausgesetzt sieht,
obwohl er doch immer für Meinungsfreiheit eintrete...“ (aus einem Erlebnisbericht
in MIZ 2/91).
Nach diesen Attacken und
einer Drohung, die hinterher als „Scherz“ dargestellt wurde und angeblich von
niemand weiter außer gewissen Personen (die mit den Wahrnehmungsstörungen)
ernst genommen worden wäre, bestimmte Teile des vorhandenen Archivs mit
nichtkommunistischer Ausrichtung zu vernichten, wurde von einer Seite der
Schlußstrich gezogen. Was nichts anderes bedeutet, daß es in Jena sowas wie die
JAPS und ihre Bündnispartner „Roter Tisch“ gibt, die einen Großteil des Archivs unter Androhung von
Gewalt („Dem hau´ ich auf die Fresse!“, „Konterrevolutionärer Bastard“, „Du
bist doch krank!“ usw.) zurückerpreßten – und auf der anderen (?) Seite die
mittlerweile leicht angewachsene Gruppe, die sich nicht endlos hinhalten läßt.
Der BgA hat, um das noch
einmal zu betonen, (noch) keinen Unterschlupf im Infoladen gefunden. Wohl aber
seine Methoden! Aus diesem Grund und wegen der Unsäglichkeit der Anpreisung des
serbischen Nationalismuses als positiven Nationalismus (weil er dem us-amerikanischen
zu widerstehen versuchte), der Tolerierung rassistischer Aussagen aus Richtung
„Roter Tisch“ und der Intoleranz anderen Meinungen innerhalb des Infoladens ist
es nicht nur zur Trennung gekommen, sondern auch zu einem Boykottaufruf gegen
diesen, der bundesweit für einiges Interesse gesorgt und zu Solidarisierungen
mit der neuen Gruppe geführt hat. Dennoch oder gerade deshalb ist es aus dem
alten Laden zu Fehlinterpretationen gekommen. Damit auch innerhalb Jenas (und
nicht nur im Internet) darüber diskutiert werden kann, erfolgt nachstehend der
Abdruck der kompletten Erklärung.
liebe antifas,
infolaeden, zeitungen usw.,
wir moechten
euch auf einen schwerwiegenden vorfall innerhalb des infoladens jena hinweisen
und damit ueber die gruende unseres abspaltens.
seit einiger
zeit werden innerhalb des infoladens hierarchische strukturen aufgebaut, die in
kleinen gruppen beschluesse treffen und vollziehen, die von anderen gruppen
abgelehnt werden und ueber die nicht mehr diskutiert wird. auch bereits im
konsens beschlossene dinge werden nach und nach rueckgaengig gemacht. aufgrund
der zusammenarbeit jener selbsternannten elite, die sich selbst als avantgarde
bezeichnet und "die dumme masse unterrichten" moechte, mit einer
anderen gruppe in jena, die sich selbst roter tisch der kommunisten nennt, kam
es zu einer absoluten umdefinierung von begriffen und gemeinsam festgelegten
definitionen, die uns die arbeit erleichtern sollten. wurden vor einiger zeit
dinge wie nationalismus, populismus und demagogie sowie der fuehrungsanspruch
auf eine uneinsichtige bevoelkerungsmehrheit voellig abgelehnt, werden nun
genau diese dinge nach und nach umgedreht. d.h., populismus ist doch in
ordnung, demagogie auch, es gibt positiven nationalismus (z.b. der
antiamerikanismus, der auch zu einem gesteigertem deutschtum führen koennte,
worueber jedoch spaeter zu dikutieren sei). in sachen fuehrungsanspruch geht
das ganze sogar so weit, darueber nachzudenken, menschen, die sich ihrem
pseudorevolutionaerem eifer widersetzen koennten, auszuschalten oder gar zu
elimieren. freie gesellschaft?
diese dinge sind das eine. eine steigerung der geschichte ist in der
zusammenarbeit mit dem roten tisch bzw. einzelnen mitgliedern desselben zu
sehen. denn obwohl sie dem namen nach kommunistInnen sind, verhalten sie sich
nicht so. da erzaehlt einer von ihnen auf einer antikriegsdemo solche sachen:
"heute machen wir die moslemschweine fertig!". widerspruch der
anwesenden "avantgarde" des infoladens? keiner. weiterhin redet dieser
mensch davon, daß albanische frauen zwangssterilisiert werden muessten, damit
die albanische bevoelkerung des kosovo reduziert werden kann; ausserden
"sind die albaner unfaehig, eine vernuenftige wirtschaft zu unterhalten.
die koennen nicht arbeiten." eben jener lief auch mit einer jugoslawischen
fahne herum, weil (!) diese das symbol eines positiven nationalismuses sei.
kurzfristig wurde ihm hausverbot erteilt, weil insbesondere die rassistische
und sexistische bemerkung ueber die zwangssterilisierung ihn bei fast allen unbeliebt
gemacht hat. die "avantgarde" raeumte ihm jedoch die moeglichkeit
ein, diese aussagen zurueckzuziehen, was er auch tat. als begruendung war
jedoch kein rede davon, dass seine ansichten rassistisch usw. sind, sondern
dass die beziehung infoladen-roter tisch dadurch gefaehrdet sei. von einer
taktischen, aber im kern unveraenderter anschauung kann hiermit wohl
ausgegangen werden.
kurz nach ende
das krieges wurde auf einem offenem plenum erklaert, der bund gegen
anpassung/rotes forum werde als kriegsgegner verfolgt, weil er zur
wehrkraftzersetzung aufgrufen hat. deshalb sollten zu seiner unterstuetzung
unterschriften gesammelt werden. sofort kam daraufhin der einspruch, der BgA
sei zumindest als irgendwie diffus rechts einzustufen, und es sollte doch zumindest
die klaerung verlangt werden - andernfalls wuerde die unterschriftenliste aus
dem infoladen entfernt werden. die daraufhin erfolgte drohung, in diesem fall
ein "freudenfeuer mit dem anarchistischen zeugs im hof" zu machen,
spricht deutlich fuer den alleinigen politikanspruch der avantgarde. im
nachhinein wurde erklaert, „wer das nicht als scherz versteht, ist doch krank!“
obwohl noch im laufe des plenums einige kopien aus mehreren zeitschriften zum
BgA angefertigt wurden, die deutlich darauf hinwiesen, dass der BgA z.b. zur
wahl der republikaner aufrief oder auch die anzahl der menschen auf der erde
auf eine milliarde reduzieren moechte, wurde diese liste aufgehaengt.
daraufhin
entschloss sich eine gruppe, den infoladen mit dem archiv zu verlassen und ein
neues projekt zu gruenden, wobei nur die zusammenarbeit mit den
unterstuetzerInnen des BgA definitiv abgelehnt wurde. daraufhin kam es zu
verschiedenen drohanrufen: "ich brech bei dir ein!", "ich schlag
dir die fresse ein!" oder auch "konterrevolutionärer bastard
iii" (schreibfehler im original, da hat die betreffende person wohl kein
ausrufezeichen auf dem handy gefunden). ganz beliebt ist auch die bemerkung,
wir, dh. die menschen aus der trennungswilligen gruppe seien doch krank,
schweine usw.
aufgrund
dieses fuer uns enormen druck haben wir uns entschlossen, bis auf den von uns
eingebrachten teil auf das archiv zu verzichten und als neue gruppe komplett
neu anzufangen. besonders schwerwiegend ist dabei fuer uns der verlust des
gesamten antifaschistischen materials, das jetzt in den haenden jener ist, die
lieber den freundInnen des BgA eine chance geben moechten, mal wieder eine
aussage zureckzuziehen. aber dieses verhalten hat fuer den infoladen jena
mittlerweile tradition.
generell
wird kritik an der "avantgarde" oder deren teils absurden vorstellung
immer zurueckgewiesen: "ach die autonomen!", "die antifas
koennen nicht mal zitieren!", "wenn ihr anarchisten nicht mehr weiter
wisst, dann schreit ihr rum!", "mit dir diskutier´ ich nicht
darueber, da du nicht gelesen hast, was ich gelesen haben."
wir moechten
an dieser stelle alle gruppen dazu auffordern, den infoladen jena in dieser form von antifaschistischer arbeit auszuschliessen, da von diesem eine
distanzierung zu rassistischen
sexixtischen, nationalistischen und faschistoiden ideen und
personen nur in den faellen erfolgt, wo
sie noetig sind, um glaubwuerdig zu
erscheinen. vielleicht ist es euch auch moeglich, in euren zeitungen
etc. diesen vorfall zu dokumentieren.
gruppen, die
aehnliche erfahrungen gemacht haben, insbesondere mit dem BgA, moechten sich
mit uns in verbindung setzen: mailto aag-j@gmx.net
eine gute
zusammenfassung zum thema BgA ist im aktuellen klarofix (Juli 99) zu finden,
aber auch im internet (zb. nadir) oder generell als suchbegriff. gerade aus
oesterreich gibt es einige gute texte dazu.
Das Verhalten der JAPS
zukünftig gegenüber wird davon abhängen müssen, wieweit die Leute dort sich
verändern können. Sollte sich dieses nicht ändern, wird wohl nur eine
vollständige Isolierung, auch und gerade in Jena, in Frage kommen. Wenn das
Kommunismus sein soll, dann druff geschissen... (Zitat aus der „jungen Welt“: „Lieber Sozialismus ohne Freiheit als
Kapitalismus ohne Grenzen...“, so in einem Leserbrief formuliert. Dagegen
ist nur zu sagen: „Sozialismus ohne
Freiheit ist wie eine Kaserne.“ Oder: „Der
Sozialismus wird frei sein, oder er wird nicht sein!“.
Fast schon gewohnt an dieser Stelle
einige News über gewisse übergewichtige und/oder unterbelichtete Personen, die
mithin auch unter der Bezeichnung AliensNazis laufen. Die Rede ist mal
wieder von der faschistischen Szene in Jena, die in den letzten zwei Monaten
einige Hochs und Tiefs verzeichnen konnte. Zu diesen Special Events müssen die
Aufmärsche in Bad Berka und Gera gerechnet werden, zu denen jeweils ca. 500
unverbesserliche Dummköpfe anrollten. War es in Bad Berka ein immerhin (für
uns) positiver Anlaß, das Geschmeiß per „Nationale Infotelefone“, z.B. übers
NIT Hamburg, zu mobilisieren, nämlich der Totalausfall eines nicht ganz
unbedeutenden Nazis in Form des Herrn Otto, ursprünglich aus dem Bad Kissingen
in Bayern, kamen in Gera die Trottel der NPD zusammen.
Zuerst zu
Es hat sich
mal wieder erwiesen, daß es auf rechtsextremistischer Seite trotz vielfältiger
Namensbekundungen á la Thüringer/Fränkischer/Uckermärker Heimatschutz mit
Umweltschutz nicht all zu weit her sein kann. Neonazi Otto mußte dringend seine
Bierdose und seine Pisse loswerden, und da fiel ihm nichts besseres ein, als
die Dose in die Im zu werfen und eine Mauer zu befeuchten. Einem anwesenden
Familienvater am Grill gefiel dies wohl nicht sonderlich, so daß beide darüber
in Streit gerieten. Kamerad Otto wird wohl aus Trunkenheit ein wenig aggressiver
als sonst gewesen sein, weswegen dem Familienvater (reine Spekulation!?) nur
der Griff zu einem Messer und die Verwendung Herrn Ottos als Messerblock
übrigblieb. Kurz gesagt, Otto überlebte den Flug seiner Dose nur minimal, und
dürfte dem Ansehen seiner KameradInnen in Bad Berka keine Hilfe gewesen sein.
Diese wiederum trommelten zwei Tage lautstark durchs Land und riefen zum
Trauermarsch, welcher weitgehend unter Ausschluß der Öffentlichkeit, aber dafür
unter massiver polizeilicher Bewachung stattfinden konnte. Der Großteil der
TeilnehmerInnen kam aus dem südthüringer und bayerischen Raum. Anmelder war
Jörg Krautheim aus Gera, Kontaktperson zur Polizei war Gordon Richter, auch aus
Gera, welcher nach Auskunft geraer Antifas in den letzten Jahren eher inaktiv
gewesen ist. Die Teilnahme der Familie Otto war wohl beabsichtigt, entwickelte
sich aber nicht zu dem High Light für die Neonazis, da diese nur den Tatort
besichtigen, aber „nicht mit denen trauern“ wollte. Die reichlich eingesetzte
Polizei, u.a. BFE und USK, kontrollierte schon etliche Kilometer vorher auf der
Autobahn, so bei Stadtroda. An den Kontrollpunkten wurden etliche verbotene
Gegenstände, insbesondere verfassungsfeindlicher Art, beschlagnahmt und
Verfahren eingeleitet, insgesamt wohl um die 40 oder sogar noch mehr. Eine
Person wurde in Gewahrsam genommen. Die neonazistische Szene Jenas war auch
ausreichend vertreten.
Ein Reinfall
war dagegen
Eine
lauthals verkündete Demonstration der NPD aus Anlaß der Landtagswahlen mußte
ausfallen. Als Begründung wurde staatlicherseits angeführt, die NPD plane eine
Umwandlung in eine Art Freudenfest aus Anlaß des Todes von Ignaz Bubis. Auch
hatte der Anmelder am Abend vorher seine Mutter verprügelt und saß in einer
Zelle. Selbst wenn die Argumentation des Staates etwas konstruiert klingt, ist
davon auszugehen, daß die Nazis in jedem Fall Bubis in antisemitischer Form
„bedacht“ hätten. Jedenfalls waren so gut wie keine Nazis anwesend, außer Andre
„Trash Can“ Kapke, der sich und Ex-Freundin Jana Apel in einem Golf J-ZA 22
hinfahren ließ. Laut zufälligen ZeugInnen wurde Kapke von der Polizei eine
(Schreckschuß-)Pistole abgenommen. Auch sonst konnte die NPD keinen Aufmarsch
an diesem Tag durchsetzen. Noch ein paar Worte zu den beabsichtigten Rednern
Christian Worch und Michael Nier.
Christian Worch ist ein Führungskader der
Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front GdNF, die wiederum eine
Nachfolgeorganisation der 1983 verbotenen Aktionsfront Nationaler
Sozialisten/Nationale Aktivisten ANS/NA ist, weshalb Worch wegen Leitung der
GdNF zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde. Ebenso war Worch Führungskader der
Nationalen Liste bis zu deren Verbot. Eine Einschätzung Worchs aus dem Handbuch Deutscher Rechtsextremismus: „Christian Worch ist einer der erfahrensten
und angesehensten Funktionäre des neofaschistischen Lagers der Bundesrepublik.
Seit dem Tod Michael Kühnens übernahm er vor allem die Rolle eines bundesweiten
Koordinators für Aufmärsche und Veranstaltungen der GdNF. Er verfügt über enge
Kontakte zur NSDAP/AO und ist eine Hauptkraft in der sogenannten
Anti-Antifa-Kampagne.“ (HDR S. 544) Letzeres macht ihn übrigens zum idealen
Partner des THS, der als „Anti-Antifa Ostthüringen“ begonnen hat, und da ganz
besonders für Christian Kapke, der sich gerne als Aktivist der Anti-Antifa
ausgibt und als solcher im Film „Rechtsextremismus in Thüringen“ auftritt – und
vom VS prompt aufgrund von Sprach- und Bewegungsanalysen in deren
Monatsberichten geoutet wurde. Für alle, die den Film kennen: Christian Kapke
tritt mit Hassi und Sonnenbrille vermummt vor die Kamera, postiert sich dann
auf der Mensaplatte mit einer uralten EXAKTA und um so fetterem Objektiv und
sitzt dann noch einmal im (nicht mehr existenten) Golf SLF-MK 72, der von
seinem Bruder Andre gefahren wurde.
Michael Nier, früher Professor für dialektischen und
historischen Materialismus in der DDR, dagegen eines jener Beispiele für die
verschlungenen Pfade mancher „KommunistInnen“: Über die „Freiheitliche Partei
Deutschlands FPD“ kam er zu eine der führenden rechtsextremen Publikationen, zu
„Nation + Europa“ aus Coburg, für die auch Tino Brandt arbeitet. Dort schrieb
er als „Theo Retiker“ und arbeitete sich in Richtung NPD vor, für die er als
Wirtschaftsexperte geltend auf Listenplatz 5 der Wahlliste zum Europaparlament
landete. Für die Landtagswahlen in Sachsen kandidierte er auf Platz 2 der NPD.
Nier als ehemaliger DDR-„Linker“ gilt als Vertreter des sogenannten
Nationalbolschewismus, seine Hauptargumentationsmuster sind: Aufhebung des
„Rechts-Links-Widerspruches“, ausgeprägter Antiamerikanismus, völkischer
Nationalismus, Forderung nach relativer Autonomie des Staates gegenüber dem
Kapital und die Kontinuität der Eigentumsverhältnisse. Diese absolut
unrevolutionären Forderungen
entsprechen denen des nationalbolschewistischen Flügels der NSDAP.
Diese beiden Nazis sollten also in Eisenach
sprechen. Dazu kam es nicht, vielmehr mußte „Kamerad“ Worch den Tag in
Unterbindungsgewahrsam in Jena verbringen. Dennoch soll in der Nacht eine
größere Anzahl Faschos eine Party gefeiert haben, ohne daß die massiv anwesende
Polizei einschritt.
In
marschierten etwa 400 Dummbacken zu den
Trommelklängen u.a. von Kamerad Matthias Bratge, als Anti-Antifa-Fotograf posierte
Christian Kapke (mit einer Billigknipse) und sein mehr als übergewichtiger
Bruder Andre schwang ein Megaphon. Ebenfalls anwesend war auch Ralph Wohlleben
aus Jena sowie Tino „Kröte“ Brandt aus Rudolstadt bzw. Coburg. Insgesamt waren
aus Jena wohl um die 40-50 Nazis aus dem THS-Umfeld anwesend.
Die Demonstration quälte sich eine ganze Weile durch
Geras Straßen und grölte einige platte Sprüche und ließ sich dabei von der
Polizei, die aus Niedersachsen und Bayern Delegationen entsandt hatte,
schützen. So hatten die relativ zahlreich anwesenden Antifas, darunter mehrere
Hundert SkaterInnen von einem Skate-Festival, kaum Chancen heranzukommen. Nur
am Schluß sah sich einer der abreisenden Faschobusse von etwa 200 SkaterInnen
umringt...
Naja, kann ja nicht immer wie Köln sein. Aber beim
nächsten Mal!
(Jenaer Nazis in „Nation+Europa“, auf einer Demo für Frank Schwerdt in
Berlin Anfang 1999)
Kurz zum
Allerletzten:
Der, nämlich
wurde innerhalb von knapp zwei Monaten wegen
mehrerer Delikte, u.a. Körperverletzung, Nötigung und gefährlicher
Körperverletzung zweimal verurteilt, insgesamt zu 8500,- DM Geldstrafe. Damit
ist auch sein Versuch gescheitert, gegen das AIB vorzugehen, das über seine
kriminellen Handlungen in Nr. 47 unter der Überschrift „Nazi-Terror in Jena“
berichtet hatte. In beiden Fällen verteidigte er sich selber und kam sich
offensichtlich wie Perry Mason vor, als er „beweisen“ wollte, daß er nicht mit
der linken Hand zugeschlagen haben konnte, weil er ja Rechtshänder sei. Kapke
Dumm gelaufen, schließlich sollte er ja nicht seine Unterschrift prügeln! Das
nur zum Schluß.
Dieser Artikel wird wieder
angegriffen werden von der ab und zu stalinistisch agierenden „Elite“ des alten
Infoladens. Diese und alle anderen möchten aber bedenken, welche Konsequenzen
genau diese Gruppe gegenüber der Gerberstr. 3 in Weimar u.a. im Klarofix Juli/August
1999 (in der Gerberei September 99 nachgedruckt und kommentiert) gefordert hat,
weil diese – bewußt oder unbewußt – planten, einen rechten DJ auflegen zu
lassen. Das Verhalten der WeimarerInnen ist nicht gutzuheißen. Punkt. Das
Verhalten dieser JenaerInnen aber auch nicht, weshalb sie ihrer eigenen Argumentation folgend aus linken Zusammenhängen
herausgehalten werden müßten. Darüber kann diskutiert werden. Über
Psychogramme, Drohungen, Beschimpfungen und falsche Verdächtigungen nicht.