Aktive Frauen Fraktion
Der folgende Text wurde dem "Rechten Rand", Ausgabe Nr.93/MärzApril2005, entnommen:
Mädels mit Kampfgeist
Die „Aktive Frauen Fraktion”
„Es
mögen Männer Welten bauen, es steht und fällt ein Volk mit
seinen Frauen”, lautet der Slogan der extrem rechten „Aktiven
Frauen Fraktion”. Nach nur einem halben Jahr Anlaufphase lief die AFF
in der (süddeutschen) Naziszene zur Hochform auf.
Von Rena Kenzo
In 2004
organisierte die „Aktive Frauen Fraktion” (AFF) vier von mindestens
14 konspirativen Rechts-Rock-Konzerten in Baden-Württemberg mit. Darunter
auch das Konzert am 10. April 2004 in Laupheim, das sie zusammen mit dem „Widerstand
Schwaben” durchführten. 200 Besucherinnen reisten zu dem Konzert
der schwedischen RechtsRockerin „Saga” und der Band „Act
of Violence” (Babenhausen). Ausgehend von dieser Veranstaltung wurden
500,- Euro für das NPD-Projekt „Schulhof"-CD gespendet. Dem
Verfassungsschutz Baden-Württemberg ist die AFF als „ein führender
Konzertveranstalter nicht bekannt', wie deren Vize-Präsident Hans-Jürgen
Doll gegenüber Report einräumen mußte.
Begonnen hat alles im Juni 2003, als die 1975 geborene Isabell Pohl mit ihrer
Homepage „Feathercut” startete. Pohl, deren persönliches
Vorbild die 1995 verstorbene Ehefrau von Rudolf Hess, Ilse Hess, ist, postete
auf ihrer Internetseite Texte, die sich auf den Nationalsozialismus beziehen
und veröffentlichte auch Originaldokumente auf ihr, wie beispielsweise
das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933”.
2003 initiierte die dreifache, allein erziehende Mutter die Gründung
der AFF. Ursprünglich stammt sie aus Thüringen, wohnt mittlerweile
aber in Obergröningen. Zum Kern der AFF gehören unter anderem auch
Doreen Frenzel aus Zschorlau, Ulrike Friedrichson und eine Reihe weiterer
junger Frauen aus Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Thüringen
und Berlin-Brandenburg. Die Aufnahmekriterien sind klar: Melden dürfen
sich „Mädels mit Kampfgeist` ab 18 Jahren. Frauen, die nur in der
Bewegung sind „um ihren Jungs zu gefallen”, sind nicht erwünscht.
Die AFF sei eine
„Mädelorganisation, die auf eigenen Beinen steht und eigene Aktionen
durchführt”, die aber durch-aus „gern Hilfe von unseren männlichen
Mitkämpfern annimmt”, denn die AFF-Frauen seien auf keinen Fall
Emanzen.
Die AFF wendet sich gegen Abtreibung und gegen „Kinderschänder”.
Gerade beim letzten Thema „sei es doch egal, ob man links oder rechts
eingestellt ist”, so eine AFF-Frau im Internetforum. Das jetzige Deutschland
sei laut AFF „schon lange nicht mehr tragbar und veranlasst uns Frauen
aktiv und ohne Kompromisse gegen diesen Staat vorzugehen. Wir werden nicht
zusehen wie unsere Gene, unser Stolz, unsere Moral, Treue, Disziplin und Pünktlichkeit,
all die Eigenschaften eines Deutschen zu Grunde gerichtet werden durch die
Multi-Kulti-Spaßgeneration”.
Mit „geschultem Babysitter”, wie die AFF hervorhebt, trafen sich
die jungen Frauen letztes Jahr vom 17. bis 19. September 2004 in Thüringen.
Das nächste Treffen soll im Juli 2005 in Bayern durchgeführt werden.
Neben derartigen Zusammenkünften und Konzerten plante die AFF in der
Vergangenheit Bandwettbewerbe, Fußballturniere, Kinder- und Familien-feste,
Zeltlager und Ferienveranstaltungen. Doch allein an der mangeln-den Mitarbeit
scheiterten die Ideen. Dabei hob Pohl in ihrem eigenen Internet-Forum hervor,
dass sie „so viele Ideen im Kopf' hätte. Neben ihren Aktivitäten
mit der AFF unterstützt sie die RechtsRock-Szene auch persönlich.
Für eine Spendensammlung zu Gunsten der neonazistischen Band „Race
War” (Schwäbisch-Gmünd) stellte sie das Konto ihrer Tochter
zur Verfügung. Auf der AFF-Internetseite veröffentlicht Pohl auch
Interviews mit Bands
wie „Racial Purity” und „Endlöser” (Bremen).
Doch hierbei stieß Pohl auch auf die Grenzen innerhalb der eigenen Szene,
bei der Frauen wohl eher als Groupies an-erkannt sind. So empfand Pohl eine
ausbleibende Reaktion der Band „Kraftschlag” auf ihre Interviewanfrage
als ziemlich arrogant; „weil ich eine Frau bin braucht ihr nicht zu
denken das ihr die Helden seit? Denkt ihr eine Organisation und diese Seite
(Homepage der AFF, A.d.A.) macht keine Arbeit? Was macht denn eine Band für
arbeit bitte? Bissl proben wo bei euch ja laut Kritiken nichts raus kommt?”,
kommentierte sie den Vorgang auf ihrer Internetseite. Auch sonst scheute Pohl
sich nicht, männliche Szene-Mitglieder zu kritisieren. So veröffentlicht
sie auf ihrer Seite Fotos von saufenden Nazi-Skins auf Demonstrationen, die
sie als „assoziale Elemente” bezeichnet und als schädlich
für die Szene erachtet. Als es bei dem Rudolf-Hess-Gedenkkonzert am 21.
August 2004 in Lorch-Klotzenhof durch die Band „Absurd” zu einer
Prügelei kam, äußerte eine AFF-Frau, dass diese Band das letzte
Mal bei ihren Konzerten gespielt habe. Dabei pflegt Pohl gute Kontakte hinter
den Konzert-Kulissen zur „Absurd"-Vertrauten Heike Langguth („Nebelfee
Klangwerke”; „Germanischer Freyfrauenbund”) als auch zur
„Aktionsgruppe Rennsteig” oder zu Enrico Marx (Herausgeber des
RechtsRock-Fanzines „Ostara”) und dessen Partnerin Judith Rothe.
Gemeinsam betreiben Marx und Rothe seit Mitte 2003 in Sotterhausen bei Sangerhausen
den Szene-Treff „Zum Thingplatz”.
In jüngster Vergangenheit wollte die AFF nun auch noch die Betreuung
von inhaftierten Gesinnungsgenossen übernehmen, die nicht von der HNG
betreut würden. Angekündigt ist auch die erste Ausgabe eines Magazins,
das kurz vor dem Druck stehen soll. Andere extrem rechte Frauenorganisationen
betrachten die AFF jedoch eher mit Skepsis und kritisieren deren „Freizeit-Aktionismus”.
Doch das mag wohl auch daran liegen, dass sie mit der AFF eine Konkurrenz
bekommen, die mit ihnen um die Gunst der jungen „aktiven Kameradinnen”
buhlt.