Die meisten von Euch können es nicht mitgekriegt haben, aber die Auseinadersetzungen (im Internet/per e-mail) um den „Roten Tisch“ gehen weiter: der Ton der Auseinandersetzungen hat sich verschärft. So müssen sich KritikerInnen des RT vorwerfen lassen, sie würden von NPD usw. gesteuert. Das wurde indirekt auch uns vorgeworfen. Das Perfide ist, daß die AutorInnen dieses speziellen Vorwurfes die Mailadresse eines kurz vorher Verstorbenen benutzt haben. Nun ja: Sollte es jemensch da draußen geben, die/der nicht in der Antira-Mailingliste steht, sich aber für die gesammelten Mails interessieren, sollte sie/er sich mailtechnisch bei uns melden. Ansonsten ist die Debatte für uns sowieso beendet. D.h., wir werden die Vorwürfe gegen den RT aufrechterhalten, aber weder an Diskussionen mit noch über ihn teilnehmen. Da bisher keinerlei direkte Reaktionen seitens des RT eintrafen, aber von SympathisantInnen sinnlose Verleumdungen kamen, sehen wir dazu keinen Grund. Erfreulich für uns ist, daß es etliche Solidarisierungen mit uns, nicht nur aus Jena, gab. Einzige Gegenreaktion aus Jena selber kam von der JAPS; diese haben jedoch allen Grund, den RT zu verteidigen. Oder etwa nicht? (Und das war jetzt Ironie; fehlt leider in der Papierausgabe.)
Ansonsten: Spekulationen über beteiligte Personen an diesem Projekt sowie sonstige Details werden wir nicht unterstützen. Comprende?!
¡Hasta la vista!
Red.
FUTURE/Schwarzes Loch Jena
PS: LeserInnenbriefe entsprechen nicht immer der Meinung der Red.
PPS: Leider sind zwei Sachen, Aktuelles zur Lage in Kolumbien und ein kreatives „Gewinnspiel“, abhanden gekommen. Wird aber nachgeholt.
Rechtsextremismus und rechte Gruppen in Jena
Hamster-Welten... unkommentiert
26.5.: Anti-Geheimdienste-Demo
in Erfurt, Beginn 11 Uhr Staatskanzlei
26.5.: Demo für
ein neues AZ in Heidelberg
14.6.-16.6.:
Aktionstage gegen den EU-Sommergipfel in Göteborg/SWE mit Abschlußdemo am 16.6.
1.7.-3.7.:
Treffen von "Global Leaders" zu EU-Osterweiterung und Migration in
Salzach/Österreich
2.7.-12.7.:
Antirassistisches Camp in Tarifa/Spanien
5.7.-12.7.:
Antira-Grenzcamp in Polen
19.7.-22.7.:
Aktionstage gegen den G8-Gipfel in Genua/ITA
27.7.-5.8.: 4.
Antirassistisches Grenzcamp bei Frankfurt/Main
18.8.:
Hauptversammlung IG Farben.
Projekt FUTURE – c/o Schwarzes Loch – PF 100841 – 07708 Jena
the.future.is.unwritten@gmx.net – www.infoladen.de/sljena/future.html
Rechtsextremismus und rechte Gruppen in Jena
Als erste möchte ich hier die sogenannten studentischen Verbindungen umreißen, die mehrheitlich jedoch nicht aus studentischen Aktiven, sondern den Alten Herren bestehen, die auch die Politik der einzelnen Verbindung maßgeblich bestimmen.
In Jena gibt es wie überall die Mischung aus
Landsmannschaften, Corps und Burschenschaften sowie eine Sängerschaft und eine
christliche Verbindung, den Wingolf. Politisch reicht das Spektrum generell von
eher liberal bis extrem rechts, sogar Verbindungen zum Rechtsterrorismus sind
auszumachen; das trifft ebenfalls auf Jena zu.
Außerdem gilt Jena als Geburtsort der
Urburschenschaft, auf die sich wiederum die Burschenschaften Teutonia, Germania
und Arminia berufen. Alle drei B! sind „natürlich“ auch in Jena zu finden.
Daneben existiert die 1990 neugegründete B! Jenensia, die als einzige
Verbindung in Jena keinen historischen Vorläufer hatte. Dementsprechend konnte
sie auch kein Haus zurückfordern.
Hilfe bekam sie durch einen ansässigen
Immobilienmakler, der gleichzeitig als Alter Herr auftritt und ihnen eine sog.
Verbindungsetage, also kein ganzes Haus überließ. Neben diesem Vertreter des
klassischen Kapitalismus finden bzw. fanden sich auch Vertreter der Politik als
Alte Herren wieder: je ein Stadtratsmitglied aus CDU und FDP, wobei der
Vertreter der FDP ebenfalls in den Leitungsgremien der Universität sitzt.
Über weitere Alte Herren – Günther Zehm? – können
wir nur spekulieren; Fakt ist jedoch, daß zu den regelmäßigen Besuchern – von
Besucherinnen ist nichts zu bemerken -
die Führungsebene der örtlichen Republikaner, Vertreter des
militant-rechtsterroristischen Thüringer Heimatschutzes THS sowie NPD-Funktionäre
aus Jena und einem Umkreis von etwa 50 km gehörten, die den Vorträgen
ausgemachter Rechtsextremer lauschten.
Als Beispiel sind hier zu nennen: Mechtersheimer,
Pfarrer Groppe, Dr. Rolf Sauerzopf und quasi als Höhepunkt Peter Dehoust. Diese
sind nicht irgendwer! Deshalb kurz einige Ausführungen zu den Personen...
BGS-Pfarrer
Evangel. Notgemeinschaft; Criticon; Hilfskomitee
Südliches Afrika; Deutsches Seminar; VDA; Pan-Europa Union
Der Dr. Titel wurde ihm in Pretoria/Südafrika verliehen.
Seit den 80er Jahren Pfarrer für den BGS, zusammen mit A. Evertz verantwortlich
für die "Evangelische Notgemeinschaft". Autor in "Konservativ
Heute" (5/73) und "Paneuropa-Deutschland" (3/78). Autor in
"student".
1991: Beitrag in rechtsextremen "Staatsbriefe"
(11/1991, S. 27 ff.) "Reich Gottes und das Reich der Deutschen"
1992: Ostreise mit Staatssekretär und
VDA-Verwaltungsmitglied Horst Waffenschmidt zu den Wolgabewohnern der Ortschaft
Marx.
Dort zelebriert er Gottesdienste
1994: wünscht er in der "Jungen Freiheit"
(1/1994) der "kränkelnden westlich-liberalen Bundesrepublik [...] ein
Quäntchen christlich-preußischen Ethos." [zit. nach: W. von
Goldendach/H.R. Minow: "Deutschtum erwache...", Berlin: Dietz 1994,
S. 475]
1995: Revanchistenaufruf 8. Mai-Unterzeichner in der
FAZ vom 7. April 1995;
1999: 2.06. Vortrag bei der Burschenschaft Jenensia
in Jena mit dem Thema "Das Auslandsdeutschtum"
geb. 1936 alias: Peter Degner; wohnt in Coburg;
1953 erster Kontakt mit dem „N+E“-Gründer Arthur
Ehrhardt
1956 stud. jur. in Heidelberg;
17.06.1956 Mitglied der Gründungsgruppe BNS in
Heidelberg - Mitgründer und Chefideologe "Bund nationaler Studenten"
(BNS);
ab Ausgabe Nr. 5 Schriftleiter "Student im
Volk" (Organ des BNS);
05.1959 in die "Heidelberger
Mensa-Schlägerei" verwickelt;
bis 1960 Schriftleiter „Student im Volk“;
ab 1960 bis 1978 Herausgeber des "Deutschen
Studenten Anzeigers" und bis 1971 Redakteur dieser Zeitung, die durch
„N+E“-Gründer Ehrhardt initiert wurde;
ab 1962 engster Mitarbeiter Ehrardts;
1968 Bezirksvorstandsmitglied der NPD Bayreuth;
1968 Vorsitzer des Kreisverbandes NPD Coburg;
1970 Kandidat für die NPD Bayern zur Landtagswahl;
1972 Landesvorstandsmitglied NPD Bayern;
1972 Mitorganisator des „1.Nationaleuropäischen
Jugendkongresses“ in München und Wahl in das Generalsekretariat der
„Intereuropäischen Nationale“;
1976 Mitgründung des „Hilfskomitees Südliches
Afrika“: Versuch, Anschluß an den rechten Rand der Unionsparteien zu gewinnen,
Vorstandsmitglied;
1979 Vorstandsmitglied der Gesellschaft für freie
Publizistik;
ab Mitte der 80er Jahre Engagement für eine
einheitliche rechte Wahlplattform;
ab 1988 Chefredakteur und Herausgeber Nation+Europa;
1989 bis 1991 Gesellschafter des Vereins
"Nation-Europa-Freunde";
1989 kauft er gegen Ende des Jahres für
Nation+Europa die Zeitschrift "Deutsche Monatshefte";
18.01.1991 Redner auf der Gründungsveranstaltung der
Deutschen Allianz/Vereinigte Rechte (Umbenennung in DLVH) in München, die als
Sammlungsbewegung fungiert;
1991 Beitritt zur Deutschen Liga für Volk und
Heimat, Vorstandsmitglied
05.1991 wird er auf der Jahrestagung der
"Gesellschaft für freie Publizistik" (GfP) zum stellvertretenden
Vorsitzenden (neben Kosiek) gewählt;
01.1992 nimmt er Harald Neubauer (ex-REP, Europaabgeordneter
für DLVH) und Adolf von Thadden (DRP, NPD - 1996 gestorben) als Mitherausgeber
von Nation+Europa auf;
1993 Presseberichte über Kontakte zu rechtsextremen
Terroristen und Söldnern in Südafrika;
am 15.11.1993 auf der Mitgliederliste der NF;
1994 übernimmt N+E die DLVH-Zeitung „Deutsche
Rundschau“;
April 1994 Referat im Haus der Europaburschenschaft
Arminia Zürich zu Heidelberg, dem Studienort Dehousts, die EB verlieh bspw. F.
Rennicke ein Komturband und beteiligte sich mit 10 ihrer Mitglieder an der
Gründung der Kameradschaft Stuttgart;
26.8.1994 geplanter Vortrag in Guben bei den Die
Nationalen, polizeiliches Verbot;
seit dem 5.5.1995 stellv. Vorsitzender der
Gesellschaft für freie Publizistik GFP, die 1960 vom ehemaligen
Reichspressechef der NSDAP Sündermann gegründet wurde;
Oktober 1995 „Runder Tisch“ in Ludwigshafen mit
Dehoust als Redner;
20.11.1995 initiiert er einen "Berliner Runden Tisch", an dem Mitglieder der
verbotenen FAP, der WJ, der Kameradschaft Treptow und von den Nationalen teilnehmen;
1996 Auszeichnung mit der
„Ulrich-von-Hutten-Medaille“ der GFP;
Anfang November 1997 neuer Versuch der Gründung
einer vereinigten Rechten aus den
DLVH-Umfeld in Kösching bei Ingolstadt, offizieller
Veranstalter ist der „Verein der Nation-Europa-Freunde“, als Redner tritt
Dehoust auf;
Sonstiges:
vor Mitgliedschaft in der NPD in der Deutschen
Reichspartei DRP;
Gründer und Eigentümer des "Nation und
Europa"-Verlags;
ist Bindeglied in der Verschickung von Nazis zur
Söldnerausbildung auf eine südafrikanische Farm;
Geschäftsführer der RVG-Verlags- und
Vertriebsgesellschaft mbH;
Eigentümer des Deutschen Buchversands Mitglied in
der Paneuropa-Union (korporative Mitglieder u.a. Witikobund, BdV,
Sudetendeutsche und Pommersche Landsmannschaft; Vorsitzender Otto v. Habsburg);
Gesellschafter des Verlags (der Deutsch-Europäischen
Studiengesellschaft DESG) Deutsch-Europäischer Studien;
Mitbegründer des DLVH-Fördervereins „Vereinigte
Rechte“
„Nation+Europa“:
gegr. 1951
durch ehemaligen SS-Sturmbannführer und Chef der Bandenbekämpfung im
Führerhauptquartier Arthur Ehrhardt und Herbert Böhme, Auflage laut Eigenangabe
15.000, davon 13.000 Abonennten, ideologische Ausrichtung auf die europäische
Vernetzung im Sinne der Waffen-SS, als kaufmännischer Angestellter arbeitet Tino
Brandt aus Rudolstadt, Gründer des Thüringer und des Fränkischen
Heimatschutzes;
Dehoust über Skinheads:
„ Wir müssen uns dieser jungen Deutschen annehmen
und froh sein, daß es nicht angepaßte junge Deutsche gibt.“ (1987 im N+E-Themenheft
„Skinheads – Buhmänner der Jugendkultur)
Die
Veranstaltung mit Peter Dehoust ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil der
Gründer des Thüringer Heimatschutzes und Landessprecher der NPD Thüringen Tino
Brandt zur Zeit seinen Wohnsitz ebenfalls in Coburg hat – und er arbeitet im
Verlag Nation und Europa! Im Übrigen ist Tino Brandt auch Gründer einer
Schülerverbindung an seinem Gymnasium gewesen.
Auch wenn Dehoust etliche Male bei anderen
Verbindungen referiert hat, so ist doch speziell bei dieser Veranstaltung davon
auszugehen, daß sie eher eine Veranstaltung von THS/NPD gewesen ist. Die
Aktivitäten des an sich für das Programm Zuständigen, Dirk Metzig, weisen
ebenfalls in diese Richtung. So war er schon 1997 Teilnehmer einer
Demonstration der NPD in Magdeburg. Auch auf anderen Veranstaltungen war er
immer in Begleitung von Leuten aus NPD/THS. Als Anmerkung: Gerade im
Ostthüringer/Jenaer Raum ist eine Doppelmitgliedschaft gang und gäbe.
Dazu kommt, daß die THS-Leute an jenem 1.12.99
Ehrenbänder der Jenensia angelegt hatten. Auch später bekannte sich die
Jenensia dazu, Mitglieder des THS in ihren Reihen zu haben. Natürlich war die
Jenensia an diesem Abend nicht mit den etwa 15 offenen Neonazis, wiederum auch
der REP-Vorstand, alleine. Wie bei den Vorträgen vorher, war eine Vielzahl
(etwa 35) anderer Verbindungsstudenten anwesend, insbesondere von der Arminia
und der Germania. Da die Jenensia zu diesem Zeitpunkt nur über 16 Aktive
verfügte und gleichwohl die mitgliederstärkste Verbindung vor Ort war, waren
mehr als 50% des studentischen Publikums nicht von der Jenensia.
Bei späteren Veranstaltungen zum Thema Verbindungen
und die Beziehungen zum Rechtsextremismus verleugnete insbesondere die Arminia
ihre Teilnahme. Durch AugenzeugInnen konnte ihre Beteiligung jedoch bestätigt
werden. Gerade dieser Vortrag von Dehoust trug wesentlich dazu bei, das Klima
für Verbindungen in eine negative Stimmung zu kippen. Nicht nur, daß die
anderen, nichtbeteiligten Verbindungen punktuell ihre Solidarität aufkündigten
und auch die Alten Herren der Jenensia teilweise nach Sanktionen riefen. Auch
die Medien beteiligten sich übergreifend an einer beinahe objektiven
Berichterstattung und ließen VerteterInnen der Antifagruppen einigen Platz zur
Darstellung der Geschehnisse.
An dem Abend selber kam es zu einer Blockade der
Verbindungsetage durch mehr als 100 überwiegend jugendliche Menschen. Eine
Konfrontation mit den als Bodyguards eingesetzten THSlern wendete die Polizei
ab, stattdessen griffen die Nazis einen Kameramann des Offenen Kanals Jena an.
Dies und die Tatsache, daß die gesamte Presse ursprünglich von dieser angeblich
öffentlichen Veranstaltung ausgeschlossen werden sollte, hat zu dem Bild in
Öffentlichkeit natürlich einiges beigetragen.
Im Vorfeld der Veranstaltung, von der die
Öffentlichkeit eine knappe Woche vorher erfuhren, vollführte die Jenensia ein
Verwirrspiel: Mal hieß es, diese Veranstaltung wäre nicht geplant, dann wieder,
sie würde aufgrund der Eigenmächtigkeiten eines Einzelnen, vermutlich Dirk
Metzig, ausfallen usw. Die Alten Herren äußerten sich nicht.
Knappe zwei Wochen später, inzwischen hatte auch der
Verfassungsschutz mitteilen lassen, daß er die Jenensia zukünftig überwachen
ließe, kam es zu einer Säuberungswelle innerhalb der Jenensia. Dabei mußten 12
Aktive und eine nicht bekannte Anzahl Alter Herren verlassen. Letztere ließen
verlauten, sie gingen aus Solidarität.
Am 12.2.2000 schließlich wurde eine neue B!, die
Normannia gegründet. Sie sieht sich „als Zusammenschluß konservativer Kräfte“.
Festredner war Heinrich Lummer, Ex-Innensenator von Berlin und als sehr weit
rechts stehend bekannt. Müßig ist es, darüber zu spekulieren, wie ausgerechnet
die Provinzstudenten an diese Koryphäe des Rechtsextremismus gekommen sind. Vielleicht
hatte ja Zehm auch hier seine Finger im Spiel?
Welche Folgen hatte das alles für das Jenaer
Verbindungswesen? Die Jenensia ist seitdem beinahe inaktiv, außer einer
langweiligen Internetseite kündet nichts von ihrer Existenz. Die Normannia ist
seit ihrer Gründung auch nicht mehr an die Öffentlichkeit gelangt. Auch sonst
gab es außer den Distanzierungen einiger Verbindungen keine Konsequenzen.
Innerhalb der Uni wurde ihnen weiterhin Räume für Veranstaltungen überlassen,
ihre Ankündigungen hängen immer noch rum, wenn sie nicht gerade abgerissen
werden.
Dabei steht die Jenensia mit ihrem Verhalten nicht
allein da. Auch die anderen Verbindungen stehen in Details um nichts nach. Die
Teilnahme an diesem Vortrag spricht für sich. Ansonsten können hier noch einige Wissenslücken geschlossen
werden:
Die B! Teutonia zeigte 1993 drei alte Filme, die von
den Nazis als Durchhaltefilme konzipiert und von der damaligen Bevölkerung auch
so aufgenommen wurden. „...reitet für Deutschland!“ über den alten Preußenkönig
Friedrich II., der sich erfolgreich der Umklammerung feindlicher Staaten
erwehren konnte ebenso wie „Quax, der Bruchpilot“ mit Heinz Rühmann, der ein
stolzes Leben als Bomberpilot propagierte. Bei einem „Besuch“ einer dieser
Veranstaltungen wurde festgestellt, daß die Teutonia Abonnement der Jungen
Freiheit ist – sicherlich nicht ungewöhnlich für eine Verbindung. Außerdem
begingen sie den 20. April 99 als inoffiziellen Führergeburtstag.
Über die B! Arminia berichtete die studentische
Zeitung „Akrützel“ aus Jena am 14.5.1999, daß bei einer Veranstaltung der
Arminia unter dem Titel „Zukunft durch Tradition“ Gäste folgendermaßen
beschimpft wurde:
„Kanakenhuren!“, „Ihr gehört in der Saale
ertränkt!“. Außerdem gab es eine Aufforderung zu einem Kampf Mann gegen Mann;
die Arminen legten in froher Erwartung desselbigen schon ihre Markenjackets ab.
Ebenso muß erwähnt werden, daß ein Armine Teilnehmer an einem Infostand der NPD
war.
Die B! Germania wiederum hat einige Mitglieder, die
sich besonders für Vorträge über SS und SA erwärmen können und auch selber
gestalten. Daß die selber Vorträge gestalteten besonders unkritisch, ja
dahingehend gehalten werden, daß diese beiden verbrecherischen Organisationen
als positiv für das damalige Leben gewesen wären, ist dann doch nur mit einem
Kopfschütteln zu quittieren. Einer dieser Vortragenden ließ es sich dann nicht
nehmen, einem besonders kritischen Dozenten mit einem revisionistischen Buch zu
beehren, verbunden mit der Bemerkung, da stünde die Wahrheit drin.
Einige Corpsstudenten aus Jena waren bei einem
Angriff auf einen als antifaschistisch bekannten Pfarrer beteiligt, wobei
dieser durch einen Schlagring schwer verletzt wurde. Darstellungen der Polizei,
dies sei mit einem Handy geschehen, läßt sich aufgrund einer 12 cm langen und 2
cm tiefen Platzwunde am Kopf nicht folgen. Vor diesem Angriff wurde eine
Schrottplastik als entartete Kunst beschimpft.
Dazu gehört die Erwähnung, daß nach 1993 im Jahre
1997 zum zweiten Mal ein Burschentag in Jena stattfand. Anders als beim ersten
Mal jedoch stellte die Universität ihre Räume dafür zur Verfügung. Das ist um
so unverständlicher, als der Dachverband Deutsche Burschenschaft in dieser Zeit
weiter nach rechts gerückt ist und mit der extrem völkisch-nationalistischen B!
Olympia Wien einen Exponenten der rechtsextremen als Vorsitzende B! hatte. Die
Olympia Wien war im übrigen einige Jahre aufgrund terroristischer Aktivitäten
verboten.
Neben der Bereitstellung der Räume duldete die
Universität auch einen Fackelmarsch auf ihrem Gelände, an u.a. auch die beiden
Alten Herren und Stadtratsmitglieder der Jenensia teilnahmen. Dabei sangen
beide ebenso verzückt wie alle anderen alle drei Strophen des
Deutschlandliedes, wie anschließend der Presse zu entnehmen war. Gleichzeitig
machte die Polizei wie bei solchen Anlässen in Jena üblich Hetzjagden auf
potentielle StörerInnen. Das Singen der inkriminierten Strophen hatte jedoch
trotz zahlreich anwesender PolizistInnen keine Konsequenzen, auch nicht für
Herrn Haroske. Jener ist einer der Alten Herren, bei der FDP – und ganz
wichtig! fest verankert in der Leitung der Friedrich-Schiller-Universität.
Diesen Namen hat die Universität im Übrigen 1934
unter den Nazis bekommen, die DDR behielt den Namen bei. Behalten hat die DDR
auch eine andere Hinterlassenschaft der Nazis, den Chef der Kinderklinik Jussuf
Ibrahim, Sohn eines Ägypters und einer Deutschen. Obschon der Stasi schon
damals die Verwicklung Ibrahims in die Euthanasiemorde der Nazis bekannt war,
blieb er Chef und wurde sogar Verdienter Arzt des Volkes und Ehrensenator; eine
Straße, eine Kindergarten und die Kinderklinik wurden nach ihm benannt. Erst um
1993 wurde wieder Staub in dieser Sache aufgewirbelt.
Eine junge Medizinhistorikerin, Frau Zimmermann,
machte sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit an das Studium der Akten. Dabei fand
sie einen handschriftlichen Beleg Ibrahims, in dem er die Euthanasie an einem
Kind anregte. Auch weitere Verdachtsmomente wurden von ihr entdeckt: 7 Kinder,
die von Ibrahim an eine psychiatrische Anstalt überwiesen wurden, starben kurz
darauf.
Die Unileitung hat in diesem Fall alles daran
gesetzt, die ganze Sache zu vertuschen. Erst bei einer Veranstaltung mit Ernst
Klee zum Thema Euthanasie in Jena 1998, bei der es auch zu Übergriffen aus den
Reihen der anwesenden Neonazis des THS gegen nicht-rechte ZuhörerInnen kam,
sprach dieser die Sache an. Daraufhin begann dieser Fall in Jena und auch
darüber hinaus große Wellen zu schlagen. Bei der ganzen Problematik wurde
insbesondere die Ost-West-Problematik wieder emotionalisiert, ironischerweise
insbesondere auf Seiten der politisch eher rechtsstehenden wie CDU und FDP. Von
diesen wurde die Auseinandersetzung immer wieder verschleppt. Innerhalb der
Einwohnerschaft und des Lehrkörpers kam es zu Äußerungen, daß er mehr Leben
gerettet habe und daß die diese sieben Kinder keine Überlebenschanchen gehabt
hätten.
An der Uni wurde intensiv vor allem um die
Konsequenzen der Umbenennung und der Ehrenwürde diskutiert, von seiten der
Leitung jedoch immer wieder abgewiegelt. Schließlich wurde Ende 99 eine
Kommission, der auch Frau Zimmermann und Herr Klee angehörten, von der Uni
eingesetzt. Diese entdeckte schließlich ein weiteres und noch eindeutigeres
handschriftliches Schriftstück. Einzige Konsequenz konnte diesmal auch nur die
Umbenennung sein, die dennoch immer wieder hinausgezögert wurde. Weiterer
Höhepunkt des Theaters auf Seiten der Uni war schließlich die
Ehrensenatorwürde. Ein immer wieder genanntes Argument war, daß auch Ibrahim
gute Seiten gehabt habe. Nun, war nicht auch Hitler ein „Tierfreund“ und
„Vegetarier“ (auf Staatsempfängen aß er jedoch auch Fleisch)?
Schließlich war aufgrund der zunehmenden Proteste
gerade von wissenschaftlicher Seite diese Position nicht mehr zu halten. Um nicht
völlig das Gesicht zu verlieren, gab die Leitung ihr Einverständnis. Doch eine
einfache Aberkennung kam wiederum nicht in Frage, schließlich hatte sich
beinahe die komplette Leitung als FreundInnen Ibrahims zu erkennen gegeben. Als
juristischer Trick wurde folgender Weg gewählt: Die Ehrensenatorwürde wird nur
an Lebende verliehen, Ibrahim ist aber unstrittig Mitte der 50er gestorben.
Folglich kann er kein Ehrensenator sein. Um eine Bewertung der Leistungen
Ibrahims wurde sich somit elegant gedrückt.
Im übrigen wurde aufgrund der aufgefundenen Akten
auch ein Strafverfahren eingeleitet: Eine an den Kindermorden beteiligte Ärztin
konnte ausfindig gemacht werden. Auch hier war die Uni wieder sehr nah
getroffen, schließlich arbeitete diese nach 45 am Klinikum der FSU weiter.
Auch die Stadt hatte mit Umbenennung und
Ehrenbügerwürde zu kämpfen. Noch viel später als die Uni setzte die einfache
Mehrheit aus SPD, PDS und Grünen die Aberkennung des Titels durch, wogegen der
FDP-OB vor dem Verwaltungsgerichtgeklagt hat, aber verlor. Wir erinnern uns:
FDP und CDU sind in den oberen Gremien der Uni an den entscheidenden Stellen
präsent – uns sie sind es auch im Stadtrat. Beherrscht wird Jena durch eine
Große Koalition samt FDP-OB.
Vielleicht ließe sich immer noch einwenden, das
ganze sei einzelfallartig. Daß dem nicht so ist, wissen diejenigen, die über
die Zehm-Geschichte Bescheid wissen. Ich möchte an dieser Stelle jedoch ein
weiteres Beispiele anführen:
Die Geschichte von den Nazi-Porträts: Jede auf ihre
Historie bedachte Universität, als auch die beinahe 500 Jahre alte Universität
Jena, sammelt Erinnerungsstücken. Dazu gehören auch die Porträts der jeweiligen
Rektoren und Dekane. In Jena gab es in dieser Hinsicht einige Lücken, genauer
die Zeit von 1934 bis 1989. Deshalb wurde eine ansässige Malerin mit dem
Auftrag bedacht, die ehemaligen Rektoren zu porträtieren.
Natürlich gehören diese der Geschichte an, aber
warum sollte ausgerechnet das Porträt des SS-Mannes Astel hängen? Vielleicht
weil er diese Hochschule arisiert hat? Viele andere dieser Art sind ebenfalls
nie bestraft, sondern nach 45 in ihrer wissenschaftlichen Laufbahn weiter
emporgeklettert. Erinnert sei hier an den ehemaligen Rektor der RWTH in Aachen,
Schwerte. Eine besonders auffällige Parallele gibt es zwischen beiden: Sie
gehörten dem SS-Ahnenerbe an. Diese besonders mystisch agierende Gruppierung
verfolgte eine besonders rassistisch ausgeprägte Form der Zuchtprogramme des
neuen Deutschen. Dazu gehörten u.a. auch unzählige Menschenversuche. Schwerte
änderte den Namen seiner Person und seines Forschungsprogramms, der Inhalt
blieb der gleiche.
Wenn Astel nach 45 in die westlichen Besatzungszonen
gegangen wäre, hätte er mutmaßlich ebenso weiter wissenschaftlich Karriere
machen können. Statt dessen wählte er in dieser „dunkelsten Stunde des
Deutschen“, wie es ganz rechts immer genannt wird, den Selbstmord als Ausweg.
Anschließend wurde er zurecht vergessen. Empor gespült hat ihn das neue
Geschichtsverständnis der Deutschen, das nach der sog. Wende 1989 kuriose, aber
nicht zum lachen geeignete, Blüten treibt. Die Relativierung des Holocausts ist
da an erster Stelle zu nennen. Und auch nur in diesem Zusammenhang ist
vielleicht das Bestreben der Uni zu erklären, warum auch Astel porträtiert
werden sollte und auch ist. Ebenfalls nicht aufzuhalten gewesen ist die
öffentliche Präsentierung der Porträts.
Nur in der Gestaltung des Bildes gab es einen sog.
Kompromiß: Astel wurde als Abbildung in einem Buch gemalt, BetrachterInnen sehen
einer Person über die Schulter, die dieses Buch in der Hand aufgeschlagen hat.
Auch eine Art der Geschichtsaufarbeitung!
Nun endlich zu Herrn
1933, in jenem beziehungsreichen Jahr, wurde Zehm
geboren. Viel zu jung, um vielleicht noch 45 als letztes Volkssturmaufgebot zu
fallen, beginnt er in der DDR seine universitäre Ausbildung und versteht sich
dabei als Schüler des linken Kommunisten Ernst Bloch. Als dieser aufgrund
seiner Kritik an dem Gebaren der DDR-Regierung verhaftet wird, ist auch die
Karriere des damaligen Assistenten an der FSU Jena vorbei. 1957 wird er zu vier
Jahren Zuchthaus verurteilt, aber im Rahmen des Austauschprogrammes „Geld für
Gefangene“ von der BRD freigekauft. Eine andere Quelle behauptet übrigens, er
wäre nach seiner Haft geflohen. Während Bloch nach dem Verlassen der DDR sich
selber treu bleibt, ändert Zehm ziemlich bald die Meinung, wie auch sein
späterer Werdegang zeigt.
1977 bis 1989 ist er der Stellvertretende
Chefredakteur der Springerzeitung „Die Welt“ und schreibt schon dort seine
Kolumne unter dem Pseudonym „Pankraz“. Nach der Wende wird auch in Jena die
Universität umstrukturiert. Als „Wiedergutmachung“ erhält Zehm eine
Dozentenstelle, die 1990 sogar in eine Honorarprofessur umgewandelt wird.
Seine Kolumne setzt er zu diesem Zeitpunkt fort,
zuerst beim konservativen „Rheinischen Merkur“, dann wechselt er zur
rechtsextremen „Jungen Freiheit“. Dieser geht es zu diesem Zeitpunkt sehr
schlecht: eine Aktion antifaschistischer Gruppen drängt den Kioskverkauf der
damals gerade von monatlicher zu wöchentlicher Erscheinungsweise zurück. Hinzu
kommt auch der Brandanschlag auf die Weimarer Druckerei der Jungen Freiheit,
die sich im Besitz der CDU befindet.
Sein Engagement ist als Rettung der JF zu verstehen,
denn als Pankraz hatte sich Zehm zu diesem Zeitpunkt schon einen Namen gemacht.
Neben seiner Honorarprofessur, die im Normalfall in einer einzigen
Veranstaltung pro Semester besteht, hält er noch diverse Vorträge auf den
Sommeruniversitäten der Jungen Freiheit. Die MacherInnen werden von ihm als
„höfliche, gut erzogene junge Menschen“ bezeichnet. Auch neben seiner eigenen
Existenz als Alter Herr der Jenensia hat er Kontakte zu anderen bekannten
rechtsextremen Burschenschaft, so zu der Danubia aus München. Auf deren
Bogenhausener Gesrpächen ist er häufiger Referent, zuletzt 2000.
Was will Zehm? Seine Forderungen gehen bspw. dahin,
„kritisches Denken in Reichsdimensionen“ von seinen StudentInnen zu verlangen.
Im 1998 erschienen Sammelband seiner Kolumnen in der JF, schreibt er im
Vorwort, seine Lesungen kämen bei seinen StudentInnen sehr gut an. Persönlich
habe ich noch niemanden getroffen, der Vorlesungen von ihm besucht hat und
folgerichtig eine Beurteilung geben könnte. Möglicherweise liegt das auch an
der Seltenheit dieser Veranstaltungen. Im aktuellen Semester findet keine
einzige Veranstaltung Zehms aufgrund einer angeblichen Augenoperation statt;
wer weiß, welches Gehalt Professoren beziehen, kann sich vielleicht vorstellen,
welches Gehalt er für das Nichtauftreten bekommt.
Auch seine Tantiemen, die Erlöse aus seinen Büchern,
dürften nicht unerheblich sein – sein Sammelband führt noch immer die
Bestsellerliste des JF-Buchversandes an. Ebenso dürfte seine Beteiligung an
einer Festschrift anlässlich eines Geburtstages des britischen
Rechtsextremisten und Holocaustleugners David Irving völlig umsonst gewesen
sein. Selbst die Tatsache, daß Irving vor einem britischen Gericht verlor und
mithin als Pseudonazi[1]
gelten kann, entlockt Zehm nur die Bemerkung, Irving sei „ein angenehmer
Zeitgenosse“. Der Titel seines Beitrages für Irving: „In Würde und Anmut“. Wer
die Schicksale der Insassen von Auschwitz, Treblinka u.a. kennt, weiß, daß
diesen ein Leben und Sterben in Würde und Anmut nicht vergönnt.
Statt dessen fordert Zehm Wissenschaftsfreiheit für
die RevisionistInnen, deren Meinung sei vom Grundgesetz gedeckt
Eine solche Position, ein solcher Mensch muß
natürlich zu Widerspruch herausfordern. Deshalb laufen seit über einem Jahr
Aktionen und Veranstaltungen gegen Zehm und sein Umfeld. KritikerInnen werden
nicht nur von Zehm mit den Worten „verlorener Haufen von Radikalkommunisten“
bezeichnet; Professorenkollegen von Zehm bezeichneten eine Diskussion ohne Zehm
als „faschistisch“. Rektor Meyn, von Haus ein Jurist sieht gar die Arbeit Zehms
als vom Grundgesetz abgedeckt, als Meinungsfreiheit. Er könne nichts machen, es
wüsste das als Jurist.
Beistand erhielt der Rektor sofort von der
Kultusministerin Dagmar Szepanski – wir erinnern uns, die Kandidatin der CDU
für das Bundespräsidialamt. Sie erklärte umgehend, die Kriterien für die
Entlassung eines Honorarprofessors seien so hoch wie bei BeamtInnen. Vergessen
wird dabei, daß oft genug auch schon Beamte wegen rechtsextremer Umtriebe
gefeuert wurde. Die Junge Freiheit ist schließlich nicht umsonst
Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes! Aber schließlich, um noch mal Zehm
zu zitieren, wird ja die „Ablösung Gottes durch den Holocaust“[2]
betrieben...
Die Erklärungen der Leitung der FSU und des Rektors
sowie des Dekans der Philosophischen Fakultät, sie alle relativieren den
rechtsextremen Hintergrund Zehms. Folgerichtig sehen sich auch die rechten
Gruppierungen an der Uni bestätigt, wenn sie Veranstaltungen der
Antifaschistischen Hochschulgruppe lauthals und handgreiflich stören. Kommentar
der Uni: diese Aufklärungsveranstaltung sei eine Denunziation. Aber wenn der
Rektor zu einer diffusen Demonstration „Gegen Gewalt“ aufruft und dabei auch
die Verbindungen explizit einlädt – was ist da anderes zu erwarten?
Statt dessen setzt die Universität auf die
Diskussion mit Zehm[3], der
Fachschaftsrat Philosophie nennt es aus Dummheit oder Wahrheit, wer weiß das
schon so genau, „Pankraz trifft seine Leser“. Der Ausgang der Veranstaltung war
sehr interessant, denn eigentlich hat Zehm nicht nur sehr viel Unsinn gesagt,
sondern auch die Mehrzahl derjenigen Unentschlossenen, eigentlich
BefürworterInnen des Pro-Dialog-Kurses, gegen sich aufgebracht. Nicht nur seine
Arroganz und das Nichtbeantworten der meisten, insbesondere der kritischen
Fragen, auch seine Aussagen an sich haben einen dunklen, beinahe braunen
Schatten auf ihn geworfen. Im Publikum und auf Seiten der KlatscherInnen für
Zehm die obligatorische braune Suppe um Metzig & Co. Einer aus dem Kreise
des THS und des NWJ, des Nationalen Widerstandes Jena, Ralf Oertel, studiert
jetzt Philosophie...
Wieder mit dabei bei den Störungen gegen die
Antifaschistische Hochschulgruppe: die Verbindungen und auch der RCDS. Der Kreis an der Uni hat sich geschlossen,
eine national-befreite Zone an der FSU Jena könnte hier ihre Wurzeln haben. Im
Umfeld der Stadt, in den Vororten ist diese schon beinahe der Alltag. In das
Bewusstsein alternativer und nichtdeutscher Menschen hat sich diese Realität zu
tief eingebrannt, als daß mensch gerne in diese Gegenden ginge.
Die Entwicklung des Rechtsextremismus´ in Jena hat
ihre Wurzeln in den Anfängen der 80er Jahre, es entstand frühzeitig eine
Skinheadbewegung mit faschistischer Ausrichtung. Nichtrechte Skinheads, die dagegen
in der BRD am Anfang dieser Bewegung standen, traten erst ab 91/92 auf.
Noch 1989 kam es zu den ersten offenen Hetzjagden
auf VietnamesInnen und AfrikanerInnen. 1990 wurden dann die damals vorhandenen
drei besetzten Häuser sowie das Multikulturelle Zentrum Kassablanca massiv
angegriffen. Auch die als Treffpunkt der Autonomen Antifa bekannte JG
Stadtmitte wurde mehrfach Ziel der Angriffe. Neben Brandsätzen, Knüppeln und
CS-Gas wurde bei einem Überfall eine Schrotflinte abgeschossen; der Schuß ging
einige Zentimeter am Kopf einer jungen Frau vorbei.
Zu dieser Zeit orientierten sich die Jenaer Nazis an
die FAP, auch die Wiking-Jugend war stark vertreten. Nach den Verboten
orientierte sich alles eine Zeit lang auf Freie Kameradschaften, noch 1994
wurde die Anti-Antifa Ostthüringen gegründet. Diese ist die
Vorgängerorganisation des Thüringer Heimatschutzes. Gründer Tino Brandt
organisierte u.a. auch den Rudolf-Hess-Marsch 1992 in Rudolstadt mit 2000
TeilnehmerInnen mit. Außer dem THS und einer Schülerverbindungen gründete er in
Coburg den Fränkischen Heimatschutzbund.
Die Schwerpunkte des THS sind neben Sonneberg und
Gotha die um Umkreis von max. 50 km gelegenen Städte Weimar, Kahla, Gera,
Saalfeld, Rudolstadt und natürlich Jena. Hier existierte eine eigene Sektion
des THS unter Leitung von André Kapke.1998 hatte der THS mehr als 120
Mitglieder, fast so viele wie die NPD in ganz Thüringen. Mittlerweile hat der
THS auch eine Sektion um Eisenach, die Mitgliederzahl ist also weiter
gestiegen.
Danben organisieren sich die THSlerInnen verstärkt
in NPD und JN; beide Gruppierungen stehen in Thüringen unter fast vollständiger
Kontrolle des THS. Während es in Gera z.B. mehrere Gruppen gab (THS, NPD,
Kameradschaft Gera, Blood&Honour, White Youth, Die Nationalen), gab es in
Jena seit einigen Jahren nur NPD/JN einerseits sowie THS. Mittlerweile gibt es
noch den NWJ, der dürfte aber nur eine Mittlerfunktion darstellen für den
Verbotsfall. Daneben gibt es freilich die DVU und die REPs; diese spielen im
Bereich der militanten Jugend jedoch keine Rolle. Dennoch ist eine
überdurchschnittliche Zusammenarbeit zwischen NPD/DVU/REP festzustellen. So
gaben die REPs Tino Brandt Geld für einen Bus, um an einer Demonstration in
Berlin teilnehmen zu können. Das AIB hat Bilder Jenaer Nazis des THS
veröffentlicht, die einige Jahre ebenfalls an einer REP-Demo in Berlin
teilnahmen.
Außerdem klebten André Kapke und Freunde Plakate im
Wahlkampf für die DVU und Reps. Weitere Kontakte bestehen durch den Chef der
Jenaer REPs, Wilhelm Tell, zum Rechtsterroristen Karl-Heinz Hoffmann. Dieser
agiert in seiner Geburtstadt Kahla. Beide, Tell und Hoffmann, verdienen ihr
Geld mit Werbung an der Autobahn. Außerdem hat Hoffmann eigene Kontakte zu
Brandt.
Nebenbei agiert der THS in Jena auch terroristisch:
1998 wurde eine Bombenwerkstatt in Jena ausgehoben, drei Angehörige des THS[4]
sind seitdem auf der Flucht. Diese drei hatten eine enge Freundschaft zu André
Kapke. Ein weiterer Rechtsextremist sprengte sich 1999 beim Basteln eines
Sprengsatzes selbst in die Luft, nur anhand eines Fingers konnte er
identifiziert werden. Rechte Kontakte wurden jedoch geleugnet, erst der
entlassene Chef des Thüringer Verfassungsschutzes bestätigte die rechten
Hintergründe. Ein Bombenanschlag auf ein Flüchtlingswohnheim wurde nie
aufgeklärt, aber aufgrund der Konstruktion ist es naheliegend, daß die
FreundInnen Kapkes darin verwickelt waren.
1998 spätestens beginnen auch die Kontakte zur
Jenensia; bei den verschiedenen Auftritten von Rechtsextremisten waren immer
die THS-Leute präsent, teilweise auch aus Gera. Andre Kapke war zusammen mit
dem VS-Spitzel Thomas Dienel und einem DVUler an einem Verlagsprojekt
beteiligt, das vom Sozialministerium mit 23.000 DM bezuschusst wurde. Daneben
erhielt Dienel ebenfalls mehr als 25.000 DM vom VS, die u.a. zur Herstellung
rechter Flugblätter genutzt wurde. Als Dienel als Spitzel sich selbst
enttarnte, musste nicht nur Roewer, der VS-Chef gehen, sondern es wurden auch
stichhaltige Beschuldigungen gegen einen hohen THS-Funktionär, Jörg Krautheim
aus Gera, sowie gegen Tino Brandt bekannt. Diese saßen das bis vor kurzem gut
aus: Nachdem jedoch die Thüringer Allgemeine am 12.5.01 über die
Spitzeltätigkeit Brandts berichtete, bröckelt die Fassade. Er soll eine
sechsstellige Summe für an sich nicht bedeutende Informationen bekommen und
diese in den Aufbau der NS-Strukturen in Thüringen gesteckt haben. Weiterhin
wurde bekannt, daß neben Brandt weitere vier hochrangige Nazis aus Thüringen
GehaltsempfängerInnen des VS sind oder waren. Ebenso schrieb die TA, daß der
THS die Jenensia habe übernehmen wollen.
Vor diesem Hintergrund läßt sich vielleicht das Bild
in Jena besser bestehen. Die Jenaer RechtsextremistInnen verfügen nicht nur
gute Kontakte in das rechtsextreme Gefüge Thüringens bzw. bundesweit, sondern
auch in das als respektabel angesehene universitäre Milieu und sogar in
pseudo-demokratische Strukturen: LO und ACP. Christian Kapke, der Bruder von
André K., ist im Landesvorstand der JLO und im ACP. Auch wenn die JLO
mittlerweile nicht mehr zur LO gehört, bleiben doch die Kontakte bestehen. Ein
führendes Mitglied in der Vertriebenenszene Thüringens ist der Rechtsextremist
Paul Latussek.
Die NPD in Jena verfügt mittlerweile über eine
relativ stabile Struktur; Vorsitzender des Kreisverbandes Jena ist Ralf
Wohlleben, der auch im Ortschaftsrat Winzerla sitzt. Im Vorstand sind außerdem
Tibor Retz, Rick Wedow, Daniel Schubert, R A und Nicole Schäfer.
R A wiederum ist Vorsitzender der Jugendabteilung, der weiterhin M. Marks, Mathias Klose, Falk Schönfelder, Christian Ebenau sowie erneut Daniel Schubert im Vorstand derselben angehören. Schubert, momentan mit langen Haaren und Wildwuchs im Gesicht, arbeitet z.Zt. in der Jugendwerkstatt. Dort geht er mit der Behauptung hausieren, er wäre nicht mehr „so rechts“, nur noch ein bisschen. Zumindest seine Anwesenheit auf den letzten Demonstrationen in Jena und im Vorstand des NPD-KV spricht dagegen.
Weiterhin konzentrieren sich die Bestrebungen der
Kapke-Brüder auf die neuheidnische und Dark-Wave-Szene. André Kapke betreibt
einen Versandhandel mit Heidenschmuck, die zugehörige Internetseite ist auf
Tino Brandt angemeldet. Sein Bruder betreibt Lichttaufe.de und Sturmlicht.de,
die als Vorfeldarbeit betrachtet werden müssen. Daneben spielt er noch in der
NS-Pop-Band Eichenlaub, die ihren größten Auftritt zusammen mit Stigger, der
Skrewdriver-Gitarristen in Niedersachsen hatten. Die Sängerin lernte C. Kapke
über „eine Verbindung“ kennen. Auch Death In June spielten zweimal in der Nähe
Jenas. Ein Zufall? Nein, wohl kaum, wenn mensch das Netzwerk kennt. Zu diesem
Netzwerk gehören dann auch Leute aus anderen Subkulturen: Andreas Ritter,
Mitglied der „Gruftie“-Band Forseti aus Jena, gilt als Organisator der Konzerte
rechter Bands wie Allerseelen, Blutharsch usw. Unterstützung erfuhr er dabei
zumindest teilweise von einem Dark-Wave-DJ aus dem Kassablanca –Umfeld. Auch in
die Punk-Szene reichen seine Kontakte: Bei einem Antifa-Solikonzert im Café
Wagner im April stand er auf der Gästeliste einer Düster-Punk-Band. Er selber
verbreitete als „Punk“ einige Zeit Anfang der 90er Angst und Schrecken unter
den Neonazis in Lobeda-Ost, als er mit Freunden Jagd auf diese machte.
Mittlerweile sieht er sich als „unpolitisch“ oder was auch immer – seine
Aktivitäten verweisen ihn eher in die rechtsextreme Szene: Auf dem neuesten
„Death In June“-Produkt „All Pigs Must Die“ spielt er in einem Song sein
Akkordeon. Speziell rechte Darkwave-Musik ist in Jena weit verbreitet: Nicht
nur in den üblichen kommerziellen Musikläden, sondern auch im eher alternativ
aussehenden Mr. Music ist fast alles erhältlich. Und so wird dort Zinnober,
Nachfolgefanzine von Sigill offen auf dem Verkaufstisch ausgelegt. Daneben
hängt noch Werbung für den „Schwarzen Kanal“, die Radiosendung eines Nazi-Black-Metal-Idioten
im OK Jena, aus. Der Verantwortliche Ronny Illner war auch Besucher des
Prozesses gegen den rechtsextremen Mörder Hendrik Möbus. Ebenso ist André Kapke
häufiger Gast in diesem Laden.
Nicht unerwähnt bleiben kann der rechte Bund gegen
Anpassung, der seine bisherigen Jenaer Aktivitäten fast ausschließlich im
Dunstkreis des Roten Tisches entfaltet hat. Seine ersten Auftritte fanden
jedoch schon 1990 hier statt.
Trotz immer wieder auftretender Störungen, seien es Blockaden usw. seitens von AntifaschistInnen, versuchen die Jenaer Neonazis, insbesondere André Kapke immer wieder die Durchführung von Aufmärschen. Letzter Zwischenfall dieser Art war Ostern diesen Jahres, zu dem sich immerhin knapp 100 Nazis verschiedener Splittergruppen einfanden, um eine diffuse, antisemitisch orientierte Solidarität mit Palästina zu fordern. Besonders negativ ins Auge fielen die selbsternannten National-Anarchisten, zu denen sich neuerdings auch der fettere der beiden Kapkes zählt. Ein Anarchismus kann nur ohne Grenzen, folglich nur ohne Nationen funktionieren – mehr braucht es nicht an Argumenten gegen diese National-Arschlöcher.
Auch wenn die Polizei die Mehrzahl der weit über 500 GegendemonstrantInnen massiv einkesselte, fanden sich immer wieder größere und kleinere Gruppen, die den kleinen Naziauflauf mit Sprüchen störten und die Nazis sehr ärgerlich werden ließen. Inbesondere während der Zwischenkundgebung war die Polizei sehr darauf bedacht, jegliche Störungen zu unterbinden. So wurde auch eine Wohnung von ihnen überfallen, deren BewohnerInnen etwas zu laut ihre „Frühstücksmusik“ hörten. Auch eine Trillerpfeife wurde „sichergestellt“. Daneben kam es zu Verhaftungen, weil Leute sich nicht an Platzverweise hielten. Dabei wurden Leute teilweise vom Fahrrad geprügelt.
Einige
Anmerkungen zu einem Leserbrief zum Nahost-Konflikt
Der Meinungspluralismus kennt in der sogenannten Linken offenbar nur wenige Grenzen: Während die „Sexismusdebatte” mehr oder weniger sich dadurch auszeichnet, alte und neue Rechnungen zu instrumentalisieren, um die eigene inhaltliche Leere zu überbrücken, sind linke Zeitungen etc. in der Frage um die Beurteilung der letzten Intifada weniger konsequent. Nicht zuletzt ähneln sich auch hier die Frontverläufe – Altautonome und „Anti-Sexisten” vs. Bahamas nebst Anhang, also den notorischen antideutschen Nörglern und „Praxisfeinden”[5].
Ein Beispiel der linken Option des Antizionismus, der immer schon ein verdeckter Antisemitismus war, ist in der letzten Future[6] zu lesen und was das Ärgerlichste an der ganzen Sache ist, so gut wie unkommentiert[7].
Ausgangspunkt jeglicher Diskussion um den Nahost-Konflikt muß die Erkenntnis sein, daß der Staat Israel die Konsequenz der Geschichte der Judenverfolgung durch die bürgerlichen Gesellschaften des „Abendlandes” ist, die letztlich durch die deutsche Volksgemeinschaft ihren bekannten Höhepunkt erlebte.
Derzeit ist die Form Staat für die Juden die einzige Option, der Verfolgung zu entgehen. „Der Zionismus ist die falsche Antwort auf den Antisemitismus, die sich, grauenhafterweise erst im nachhinein, als die einzige nach dem Zustand der Geschichte vorläufig angemessene erwiesen hat, während die immer noch richtige Antwort: Revolution für die staaten- und herrschaftslose Gesellschaft, vom Stalinismus zur weltfremden Utopie abseitiger Spinner erniedrigt worden ist. ... Und wer meint, in Deutschland den Antizionismus ohne Antisemitismus haben zu können..., der vertritt ihn ohne den Schimmer eines ideologiekritischen enüsslichh und wird zum ‘nützlichen Idioten’ (Lenin) der Agitation von rechts und links” (ISF, 2000, S. 50 f.).
Daß nicht einmal der Staat Israel die Sicherheit seiner Staatsbürger garantieren kann, ist u.a. auch eine Konsequenz der palästinensischen Befreiungsbewegungen, deren sozialrevolutionäre Segmente längst einer völkischen Ausrichtung in Form einer staatlichen Option gewichen sind. Hier bleibt die Frage, warum ausgerechnet eine deutsche “Linke” mit Solidaritätsbekundungen nur so um sich wirft.
Hier wird eine Bewegung affirmiert, die die völkische Karte mit allen Konsequenzen ausspielt und demgegenüber einer Staatsbürgernation den Kampf ansagt, einer jüdischen noch dazu!
Der Hammer ist dann allerdings das Geraune über einen notwendigen Internationalismus im Sinne des Selbstbestimmungsrechtes der Völker (steht zwar so nicht zu lesen, ist aber die einzig logische Lesart der Argumentation).
Nicht unüblich für die „Linke” wird somit wieder einmal das Loblied auf die Kategorien „Volk” und “Nation” angestimmt. In diesem schlechten Sinn erscheinen diese Kategorien als im Prinzip gute Sachen, die nicht etwa aufzuheben wären, nein: man müsse hier nur richtig gestalten. Das ist sowieso das Lieblingswort einer reformistischen, sich aber radikal gebenden, „Linken”, die unter dem Vorwand des Internationalismus oder des Klassenkampfes die antiemanzipatorischen Kategorien von Volk, Muttersprache und Vaterland affirmiert und deren einzige Staatskritik darin besteht, den Unterschied zwischen Verfassungsanspruch und Realität zu konstatieren.
„Da die Rede vom ‘Volk’ zu nichts anderem taugt als zur kritischen Kategorie, zur Bezeichnung einer Zusammenrottung von zu Subjekten konstituierten Individuen zu Staatszwecken und damit zum Menschenmaterial von Herrschaft, gehört ihr Gebrauch unter Linken verboten. Und weil die Propaganda für das ‘Selbstbestimmungsrecht der Völker’ fundamental antisemitisch und strukturell rassistisch ist, darum hat sie in der Linken nichts verloren” ( ebd., S. 41).
Den friedensbewegten Antizionisten gilt ein möglicher Staat Palästina als Garant für einen dauerhaften Frieden – der im Übrigen möglich gewesen wäre, hätte Arafat wirklich die Fäden in der Hand, denn Israel hatte entscheidende Zugeständnisse gemacht. Wer sich die politökonomische Situation der palästinensischen Gesellschaft ansieht und darüber hinaus dem politischen Tagesgespräch der befreiungsbewegten Einpeitscher lauscht, dem dürfte der Optimismus schnell vergehen. Eine Ökonomie, eine leistungsfähige wohlgemerkt, ist die reine Utopie und das nicht, weil Israel eine solche boykottiert, sondern da die palästinensische Gesellschaft mit ihren halbfeudalen Strukturen gar nicht in der Lage wäre, eine akkumulations- und leistungsfähige Ökonomie aufzubauen – ganz abgesehen von der Situation auf dem Weltmarkt. Letztlich kann ein solcher Staat seine „Menschenmasse” lediglich über eine Ideologie von Blut, Boden und Religion integrieren. Daß dies schon derzeit Programm ist dürfte wohl nicht zu leugnen sein.
Nicht zuletzt ist der nationale Befreiungskampf der Palästinenser schon deshalb ein völkischer und judenfeindlicher dazu, wenn man sich die Praxis der „Befreiung” verdeutlicht: nicht staatliche Einrichtungen werden bekämpft, sondern die Feindschaft richtet sich unterschiedslos gegen Juden!
Weiterhin wird in besagtem Leserbrief die Rückkehr aller Flüchtlinge gefordert. Dazu läßt sich sagen, daß die ehemals Geflüchteten – im Übrigen viele vor der Staatsgründung Israels – mittlerweile Nachkommen haben, die sich ebenfalls als Flüchtlinge und natürlich auch als „Volk” verstehen. Würde diese Anzahl von Leuten tatsächlich zurückkehren, es wäre das sichere Ende des Staates Israel und das der Juden vermutlich auch. Interessant in diesem Zusammenhang sind die Parallelen zu den Vertriebenen, die ganz nebenbei bemerkt sich sowieso als die eigentlichen Opfer des Holocaust verstehen. Noch einmal zum Innehalten: das alles spukt in den Köpfen deutscher „Linker” herum.
Nicht fehlen darf natürlich in abgewandelter Form die gängige „Brückenkopftheorie” – Israel als Vollstrecker der Interessen des Westens und anderer Diktaturen, wobei zusätzlich das alte Schema der „jüdischen Drahtzieher im Hintergrund” reproduziert wird (die Anspielungen zu Mossad etc., gefehlt hat inkonsequenterweise ein Verweis zu Öcalan, der ja ebenfalls Opfer der jüdischen Weltverschwörung gewesen sei).
Der Leserbrief hat wieder einmal gezeigt, zu welchem Unsinn Antiimperialisten und Internationalisten fähig sind. Noch bedenklicher ist allerdings, daß solche Positionen in der „Linken” unkritisiert enüsslichhig sind bzw. Kritik daran eher in Bezug auf oberflächliche Banalitäten geübt wird; da hilft auch kein Verweis auf Bahamas und Konkret, wenn letztlich doch das Gegenteil unkritisiert veröffentlicht wird[8].
„Antiimperialismus, der hinter den Fassaden des Marxismus-Leninismus notdürftig auf links getrimmte Kampf gegen Fremdherrschaft und für völkische Selbstbestimmung, läßt das Vernünftige am proletarischen Internationalismus: die Grenzüberschreitung, in der Addition rebellischer Nationalismen untergehen und zur Vereinheitlichung ‘aller Völker, die Befreiung wollen’, verkommen. Nur darin könnte das Erbe des proletarischen Internationalismus bestehen, daß sein rationales Moment zum revolutionären Antinationalismus: zur Grenzvernichtung gesteigert und im Kampf für die staaten- und klassenlose Weltgesellschaft aufgehoben wird. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist ein Antagonist der freien Assoziation von Individuen – hoffentlich nicht ihr Grab” (ebd., S. 86 f.).
Noch eine Anmerkung zur Gleichsetzung von antideutsch und antinational: Während die Antinationalen sich einiges darauf einbilden gegen jede Nation zu sein und darüber hinaus in Israel ein ganz normales “Volk” und einen ganz normalen Staat zu sehen, ist die antideutsche Position eine gänzlich andere!
Für die außenpolitische Stabilität, was das uneingeschränkte Existenzrecht Israels meint, gilt es uneingeschränkte Solidarität zu üben. Denn sollte eine völkische Bewegung der Palästinenser Erfolg haben, es wäre die endgültige Beseitigung der alten Weltordnung mit dem Ergebnis, daß Menschenrecht Staatsrecht bricht.
Gerade die „Linke” in diesem Land sollte zu einer derartigen Analyse befähigt werden, ansonsten gerät das Bekenntnis zur Existenzberechtigung Israels zur dreisten Lüge!
Mehr ist dazu im Moment und in diesem Rahmen nicht zu sagen.
Antideutscher Zirkel Rudolstadt
Literatur:
Initiative Sozialistisches Forum (ISF): Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten. Über Israel und die linksdeutsche Ideologie, Freiburg i. Br., 2000.
Bereits am
30.April kam es am Boxhagener Platz in Friedrichshain und im Prenzlauer Berg zu
Auseinandersetzungen mit der bei Walpurgisnachtfeiern provozierenden Polizei. Es
gab etliche verletzte Schild-und HelmträgerInnen. Am 1.Mai selbst riegelte die
Polizei ganz Kreuzberg ab, erteilte einzelnen Menschen im Vorfeld
Aufenthaltsverbote für ganze Stadtteile und hatte insgesamt 9.000 Beamte/-innen
im Einsatz. Die Demo der Antifaschistischen Aktion Berlin wurde verboten, das
Verbot (im Gegensatz zu dem der Nazis) gerichtlich bestätigt, es gab jedoch
eine aus Protest dagegen angemeldete Demo am frühen Nachmittag.
Innensenator
Eckehart Werthebach legte bereits vorher einen recht eskalierenden Ton in seine
Drohungen und dementsprechend handelten auch die Polizei-Einheiten. Es gab
insgesamt ca. 600 Festnahmen. Auch angemeldete DemobeobachterInnen des Kölner
Komitees für Grundrechte und Demokratie, wie Prof. Wolf-Dieter Narr, wurden teilweise
festgenommen, in seinem Fall kam es zu einem fünfstündigen Festhalten. Er hat
Anzeige gegen die Polizei gestellt.
Doch trotz (oder
wegen) des bisher größten Bullenaufgebots in Berlin gab es nach
Augenzeugenberichten heftigere Auseinandersetzungen als in den letzten Jahren.
Auch soll es deutliche Unterstützung von Seiten der BewohnerInnen des
Stadtteils gegeben haben. Das Konzept von Werthebach kann damit als gescheitert
angesehen werden. Es gab angeblich 166 verletzte PolizistInnen. Für mehr Details
siehe de.indymedia.org .
Die Berliner
Polizei hat mittlerweile Fotos veröffentlicht, mit denen angebliche Straftäter
denunziert werden sollen.
Peinlich für die
BerlinerInnen und ihre Schlafgäste, die sich am 1.Mai für revolutionär halten:
Gegen den Naziaufmarsch in Hohenschönhausen sammelten sich gerade einmal 300
Leute. Dementsprechend hatte die Polizei die Lage im Griff und die 1.000
Faschos konnten marschieren. Zum Labern war Bundesprominenz aufgestellt: Udo
Voigt und Horst Mahler. Die Nazis verließen den Ort per Sonderzug.
Ca. 800[9]
Nasen sind zu dem mittlerweile dritten dort dieses Jahr stattfindenden
Aufmarsch gekommen. Angemeldet wurde er vom sächsischen NPD-Kader Matthias
Paul, als Redner traten Holger Apfel, Frank Schwerdt und Winfried Petzold auf.
Anwesend waren darüber hinaus Jürgen Schön und der Wahl-Riesaer Jens Pühse. Das
Verbot der Stadt war auch dort aufgehoben worden, man erlaubte sich jedoch
hinsichtlich der Auflagen einen Scherz mit den Kameraden: Springerstiefel und
das Tragen von Jacken über „LONSDALE“-Shirts sowie von insgesamt mehr als 20
Fahnen war verboten. Infolge dessen verließen ca. 50 Glatzen die Veranstaltung
vor deren Beginn, der Rest beugte sich dem debilen Vorschlag der NPD, barfuß zu
gehen und die Stiefel aus Protest um den Hals zu tragen. Blockaden durch
GegendemonstrantInnen konnten die Nazis zeitweise aufhalten, wurden aber von
der Polizei geräumt. Die Fascho-Kundgebung wurde massiv akustisch gestört, u.a.
durch eine Sirene auf einem Boot, und etliche der angereisten Faschos mußten
auf dem Heimweg auf die Benutzung ihrer zwischenzeitlich beschädigten Autos
verzichten.
Alle Dresdner
Parteien und die Gewerkschaften glänzten durch konsequente Ignoranz des
Aufmarschs und betonten damit erneut die völlige Abwesenheit jeglicher
bürgerlicher „Zivilgesellschaft“ in dieser Stadt.
Dem Aufruf der
Freien Nationalisten folgten etwa 1.000 Nasen. Zu dem eigentlich geplanten
Marsch zur Bundesbank kam es jedoch nicht, da die Route der Nazis an mehreren
Stellen von teilweise brennenden Barrikaden versperrt war. Bereits auf der
Anreise wurde die U-Bahn, mit der die Faschos zum Auftaktplatz gefahren wurden,
mit Steinen angegriffen, in der Station kam es zu Auseinandersetzungen zwischen
Antifas, der Polizei und den Nazis. Auch den Rückweg der Faschos ließ die
Polizei mit Schlagstock und Wasserwerfer freimachen.
Auf einer
DGB-Kundgebung am Willy-Brandt-Platz versammelten sich 4.000 Leute. Ungefähr 30
PolizistInnen wurden im Laufe des Tages verletzt. Das angekündigte Konzert mit
„Hauptkampflinie“, das auf dem Grundstück eines NPD-Kaders in Lützellinden von
Peter Naumann mit einer Ansprache eröffnet werden sollte, wurde von der Polizei
untersagt und verhindert.
Der DGB kippte
kurzerhand sein 1.Mai-Motto und mobilisierte unter: „Kein Platz für Neonazis in
Essen!“ explizit gegen die Nazis, 36 Kundgebungen wurden angemeldet. Die
Polizei ging nach Augenzeugenberichten brutal gegen GegendemonstrantInnen vor.
Der
Naziaufmarsch mit ca. 300-600 TeilnehmerInnen musste wegen Aktivitäten von etwa
600 Leuten gegen die Nazis abgebrochen
werden: es hatte Flaschen und Steine geregnet, die Strecke war blockiert
worden. Als Redner trat Michael Wendland vor den Faschos auf.
Das Verbot wurde
erst am Vormittag des 1.Mai vom BVerfG aufgehoben, es kamen ca. 250 Nazis,
deren Route in ein Industriegebiet verlegt worden war. Eine Sitzblockade auf
der Strecke wurde von der Polizei geräumt, 35 Leute in Gewahrsam genommen. Am
Rathaus sammelten sich 1.500 Menschen zu einer „Gegen“veranstaltung und ließen
sich zu einer Menschenkette um selbiges hinreißen.
Ungefähr 100
Nasen führten einen nicht angemeldeten Aufmarsch durch. Die Polizei stoppte den
mit NPD-Transparenten ausgestatteten Zug und löste ihn auf. Von den Beteiligten
wurden die Personalien aufgenommen, gegen den mutmaßlichen Versammlungsleiter
wird wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.
(aus Gamma-Newsflyer10/01
vom 07.05.01)
Daneben kam es auch europa-
und weltweit zu zahlreichen Auseinandersetzungen, so u.a. in London, Zürich,
Warschau, Vancouver/Kanada, Sydney/Australien und Wellington/Neuseeland.
Eines der interessantesten Bücher, welches ich bisher las, ist jenes von Silke Lohschelder. Neben einem kurzen historischen Abriß über Anarchismus allgemein und drei Vordenker (Proudhon, Kropotkin und Bakunin) werden diese auch auf ihre eigene Theorie und Praxis Frauen gegenüber untersucht. Dem gegenübergestellt werden anarchistische feministische Bewegungen, u.a. aus Russland, Spanien und den USA. An den Beispielen wird deutlich, wie sehr revolutionäre Bewegungen, trotz anderslautender Bekenntnisse zur Emanzipation der Frauen, im patriarchalen Denken ihrer Zeit gefangen waren – und auch heute noch sind. Allzu oft ordne(te)n sich Frauen den angeblichen Partei- oder Gruppeninteressen unter, da sich nach deren Vorstellungen die Frage der Frauenbefreiung nach der Revolution von selbst erledige. Daß dem nicht so war/ist, zeigt deutlich die gescheiterte Oktoberrevolution.
Anhand des Beispiels Spanien bzw. der anarchistischen Frauenorganisation Mujeres Libres/Freie Frauen wird anschaulich dargelegt, warum die autonome Organisierung von Frauen sinnvoll ist: Denn die Mujeres Libres hatten nicht nur Auseinandersetzungen mit den patriarchal orientierten gesellschaftlichen Strukturen Spaniens, sondern auch mit den eigenen Organisationen CNT und FAI. Diese sahen in den Mujeres Libres zu oft eine Schwächung der eigenen Positionen, anstatt in ihnen tatsächlich neue Mobilisierungs- und Organisationsformen zu erkennen. In den anderen Ländern und anarchistischen Strukturen sah es in der Vergangenheit ebenfalls nicht besser aus; was die Zukunft bringen wird, bleibt ungewiß. Deshalb ist dieses Buch insbesondere allen männlichen Lesern zu empfehlen – den Frauen dürfte vieles aus diesem Buch (nicht nur) aus der (anarchistischen) Szene gut bekannt sein.
Neben den Bezügen zum Anarchismus selbst kommen auch feministische Theorien nicht zu kurz. Und nebenbei hat sich durch die Lektüre dieses Buches sich für mich endlich die Unterscheidung von „sex“ und „gender“ erschlossen: Denn obwohl alle Welt diese beiden Begriffe überall verwendet, gibt es nur sehr selten eine Erklärung dafür. Für alle, denen es bisher wie mir erging, deshalb des Rätsels Lösung: „sex“ ist das biologische Geschlecht, „gender“ jenes, welches unsere Erziehung und Umwelt aus uns macht: Jungen dürfen nicht weinen, Mädchen spielen nur mit Puppen usw.
Kleiner Minuspunkt ist das mit Rechtschreibefehlern quasi gespickte Kapitel über Russland; inhaltlich tut das jedoch nicht zur Sache, weil es durch eine bessere Kontrolle im Lektorat bei der nächsten Auflage zu korrigieren ist. Damit es aber zu einer solchen Neuauflage und besonders aber zur Informationsnutzung dieses wirklich erstaunlichen Buches kommt, müsst ihr es natürlich lesen...
Meine Meinung: Absolut empfehlenswert für alle AnarchistInnen und hier besonders die Männer!!! Sowie natürlich für alle Frauen, die sich für Emanzipation interessieren, aber von „reaktonäre(n) Strömungen der Frauenbewegung wie (der) Theorie der Geschlechterdifferenz und (der) ‚Neue(n) Mütterlichkeit’“ (S. 161) die Nase voll haben... Lest es selber, verborgt und verschenkt es!
Silke Lohschelder: AnarchaFeminismus – Auf den Spuren
einer Utopie, Unrast-Verlag, 2000, 196 Seiten für DM 24,80
Sie
sind frei und sie möchten frei sein. Sind sie es? Sie stehen, erzählen mir, sie
sind frei. Sie erzählen, das sie vor jedem Druck, den sie sich setzen, vor
jeder Line Koks, die sie ziehen, frei sind. Frei, denn sie können frei
entscheiden, ob sie es wollen oder nicht. Egal, ob der Körper friert, vibriert,
da in den letzten sechs Stunden kein Stoff namens H durch ihre Vene floss.
Nicht einmal der Durchfall, die Schmerzen ändern ihre freie Entscheidung ab,
wann und wo sie sich ihren nächsten Druck setzen. Es stört sie nicht. Wenn sie
dann mit zitternden Händen den nächsten Druck ansetzen, dann nur weil sie sich
dafür entschieden haben, sich es leisten können und die Gelegenheit günstig
war. Sie können auch das Angebot vom Verkäufer ausschlagen, da sie wissen, daß
er heute eine schlechte Ware hat. Sie können stattdessen schön gemütlich in ein
Cafe gehen. Sie sind frei, denn kein Mensch wird ein Verlangen als Zwang
definieren. Sie sind frei wie du und ich. Ich, der dasitzt und ganz genau weiß,
daß ich frei bin und mich überall frei entscheiden kann, wie ob ich heute essen
muß oder erst morgen oder übermorgen. Ja, mit den Trinken ist es ja nicht anders.
Eine Woche nichts trinken und ich kann mich immer noch frei entscheiden: Nehme
ich die Flasche mit den Wasser nun und trinke ein Schluck oder warte ich noch
ein bisschen? Schließlich ich bin frei. Ja am besten lässt sich die Freiheit
mit den Rauchen testen. Nichts spricht dagegen sich eine Zigarette anzuzünden.
Nichts: das bißchen Monokultur, die geringen Löhne der LandarbeiterInnen auf
den Feldern, die so gut dran verdienen, daß die Multis kaum einen Gewinn mit
den Tabakverkauf haben. Auch nicht die paar Groschen in die Tasche des Staates
um, ... ja schließlich muß ja unser Wohlstand finanziert werden und die Kosten
im Gesundheitsdienst, was rede ich, in der ausführbaren Exekutive gedeckt sein.
Nichts, rein gar nichts hindert mich. Auch nicht der Mensch neben mir.
Schließlich ist es ein Wohlgenuss, ein wenig Nicotin, ein wenig Benzol, das
gute Kohlenmonoxid – das hat noch nie jemanden geschadet- sich in die Gefäße zu
ziehen. Schließlich kommen ja nicht einmal Schädlinge, wie es beim importierten
Fleisch ist, mit den Tabak in unser Land. Alles wird im Tabak vernichtet und
das mit 100% Sicherheit. Die Entdeckung der Nutzung der radioaktiven Strahlung
ist so finanzierend! Ja ich entscheide mich frei, mir heute, jetzt die nächste
Zigarette anzuzünden und um mir dann genüsslich die Zeitung vorzunehmen, um
mich dann insgeheim zu freuen, daß etwas getan wird, der Widerstand wächst
gegen die Global Player, gegen die Multinationalen, die die Verträge machen mit
den armen Ländern – und nicht die Bauern in diesen Ländern mit den
Multinationalen. Ich zünde mir die nächste Zigarette an, denke über meine
Freiheit nach, frei zu sein von Zwang. Nicht wie meine Mutter, die immer
aufräumen muß, mir alles hinterher räumen muß. Das ist doch total zwanghaft!
Ich bin frei davon. Ach, ich muß mir noch unbedingt eine neue Schachtel kaufen.
Habe ich müssen gesagt? Kann nicht sein! Wo ist denn mein Feuerzeug. Die Lunge
drückt ganz schön. Es ist immer so entspannend nach dem ersten Zug. Es tut so
wohl. Abhängigkeit? Quark, letztens habe ich einen Artikel gelesen, der mir
erklären wollte, daß, wenn der Nikotinspiegel fällt, und das soll er ungefähr
nach einer halben Stunde nach der letzten Zigarette, daß der Körper in Stress
kommt, da ihm irgendwie das Nikotin fehlt. Pah, nach einer halben Stunde... Ich
merke nichts, habe ich noch nie. Wohin bloß mit diesen nervösen Händen? Am
liebsten würde ich mir eine Zigarette anzünden. Das tut immer so gut. Die Hände
sind beschäftigt und ich kann mich wieder konzentrieren. Was meckert der denn neben
mir. Er will nicht belästigt werden mit meinen Rauch. Spinner! Arschloch. Er
kann ja mal den Raum verlassen, wenn ich hier rauche. Ich schließlich habe mich
gerade frei entschieden dafür. Der will wohl meine Freiheit einschränken. Das
wird nichts. Ich bin ein freier Mensch und kann machen was ich will. Der gibt
ja immer noch nicht Ruhe. Redet da von Gesundheitsschädigung. Was für ein
Arschloch. Ist bestimmt so ein militanter, hirnverdrehter Nichtraucher. Der
glaubt wohl auch an das Ammenmärchen mit den Lungenkrebserkrankungen und
Rauchen. WHO-verdrehter Scheißtyp. Am liebsten mal ihm kräftig die Meinung
sagen und daß wir in einen demokratischen Land leben und noch nichts dagegen
beschlossen ist, das Rauchen zu verbieten. Das ist doch der Beweis, daß Rauchen
okay ist und es jeder/m die Freiheit lässt es zu tun oder zu lassen wie er es
gerne möchte. Schließlich bin ich frei und wenn ich dann immer auf die
Bedürfnisse jedes Plebs achten muss, der mir erzählt, wie ich zu schalten und
zu walten habe – pah, wo kommen wir denn dahin, wie soll ich denn da frei sein?
Die können sich andere schnappen und bequatschen mit ihrem Kram...
Seine abstehenden Ohren haben einen verhinderten Tankstellenräuber in Wetzlar verraten. Der 29- jährige hatte die Tankstellen-Kassiererin mit einer Schreckschusspistole bedroht. Die 23-jährige erkannte den Maskierten aber an seinen abstehenden Ohren als Kunden. Er hatte einmal seinen Personalausweis als Pfand an der Tankstelle hinterlegen müssen, weil er nicht zahlen konnte. Der enttarnte Räuber suchte das Weite, wurde aber wenig später von einer Polizeistreife geschnappt.
Der Fußpilz eines Mannes hat ein Kieler Polizeirevier lahm gelegt. Die Beamten hatten den „aggressiven Mann“ nach einem Verkehrsunfall mit aufs Revier genommen. Bei der Suche nach Drogen stieß eine Ärztin auf die ansteckende Krankheit. «Zu allem Überfluss beschmierte der Mann mit seinen infizierten Fingern auch noch das Inventar», hieß es. Wegen der Ansteckungsgefahr fand bis zur Desinfektion der Wache nur eingeschränkter Dienst statt.
Eine Großwildjagd der besonderen Art hat in Bischofswerda stattgefunden. SpaziergängerInnen wollten am Abend auf einem ehemaligen Kasernengelände einen Tiger gesehen haben und alarmierten die Polizei. Zwischen Büschen schimmerte das Fell des Tieres durch. Die Beamten pirschten sich vorsichtig an das Tier heran, das weder flüchtete noch angriff. Durch beherztes Zugreifen konnte es schließlich «gefangen» werden. Es war ein großes Plüschtier, das jetzt im Revier «hinter Gittern» sitzt.
Ein Richter im US-Staat North Carolina hat einen 19-Jährigen wegen Tierquälerei zu drei Jahren Haft auf Bewährung und zum Lesen der «Lassie»-Bücher verurteilt. Der Mann hatte den Pit Bull seiner Mutter gehäutet und enthauptet. In den «Lassie»-Büchern steht ein gleichnamiger Collie im Mittelpunkt. Die Bücher waren auch die Grundlage für zahlreiche Filme und eine Fernsehserie mit dem Hund in der Titelrolle.
Ein Krokodil hat einer Familie in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro den Zugang zum Badezimmer stundenlang versperrt. «Uns standen die Haare zu Berge», sagte der vom Schreck gerade erholte Vater laut Medienberichten. Das 1,10 Meter lange Reptil sei nach mehreren Stunden Arbeit von der Feuerwehr gefangen genommen worden. Es habe sich um einen nicht ungefährlichen Kaiman gehandelt. Das Tier ist dem Zoo übergeben worden.
[1] „Die Beweislage erscheint
mir eindeutig, dass in den meisten Fällen David Irvings Fälschungen der Geschichte
vorsätzlich waren und dass Irving motiviert war von dem Wunsch, Ereignisse so
darzustellen, wie sie zu seiner eigenen ideologischen Überzeugung passen,
selbst wenn dies die Verdrehung und die Manipulation historischer Zeugnisse
bedeutete. ... Irving scheint keine Gelegenheit auszulassen, Hitler zu
entschuldigen. ... Sie spiegeln Irvings Parteinahme für den Nazi-Führer. ...
Ich akzeptiere daher die Behauptung der Beklagten, dass auch aufgrund der von
Irving zugegebenen Fehler zwingende Gründe vorliegen, anzunehmen, dass die
historische Evidenz von ihm bewusst verdreht worden ist. ... Seine
Freizeitaktivitäten enthüllen ihn als rechtsradikalen, pro-Nazi-Polemiker.“ Richter
Charles Gray in seiner rund 60 Seiten umfassenden Urteilsfindung im Verleumdungsprozeß
gegen eine Irving-Kritikerin
[2]
„Der Holocaust ist an
die Stelle Gottes getreten. Über "das hohe C" im Namen von Parteien
darf man spotten, aber an den Holocaust muß man glauben; wer Zweifel erkennen
läßt, verschwindet hinter Gittern.“ JUNGE FREIHEIT 09/00 25.02.00
[3] Mittlerweile setzen sich
einige (wenige) KollegInnen ab
[4] so auch nach einer Einschätzung des Hamburger VS
[7] berechtigte Kritik; wir suchen ausdrücklich keine Entschuldigung für unseren Aussetzer
[8] Wir werden zukünftig extra
darauf hinweisen, daß LeserInnenbriefe nicht notwendigerweise der
Redaktionsmeinung entsprechen müssen, um veröffentlicht zu werden. Eine
Kritik/Diskussion sollte sich notwendigerweise auch mal unter/zwischen den
LeserInnen ausbreiten. Wir können und wollen nicht jede Meinung vorformulieren,
auch wenn wir einmal anderer Meinung als die LeserInnen sind.
[9] Im Gamma-Original stand hier die Zahl 1.000; das deckt sich jedoch nicht mit unseren und anderer Leute Beobachtungen