Leipzig 1. Mai 2005

Ein interessanter Tag. 800 Nazis versuchten in das alternativ geprägte Viertel Connewitz zu marschieren (analog den Märschen der SA vor 1933) und bekamen dabei Rückendeckung seitens des OVW Bautzen und der Polizei in Form von 2.750 BeamtInnen, fünf Waserwerfern, drei Räumpanzern, einer Reiterstaffel, Tränengasgranaten und der Wucht eines gut geführten Schlagstockeinsatzes. Das alles richtete sich gegen jede Form des Widerstandes von mehr als 4.000 Menschen gegen den Naziaufmarsch mit Christian Worch an der Spitze. Doch nach fast sechs Stunden Dauereinsatz konnte oder wollte die Polizei die Sicherheit der Nazis nicht länger garantieren und zwang diese nach deren Zwischenkundgebung zum Umkehren. Für die ca. 300 Meter selbst hatten die Nazis nach fast vier Stunden Wartens wiederum fast 90 Minuten gebraucht. Doch wenn die Polizei gewollt hätte, wären die Nazis gar nicht erst losgelaufen: zahlreiche Verstöße gegen das Versammlungsrecht (Vermummmung, Passivbewaffnung usw.) hätten auf jeder linken Demonstration Festnahmen nach sich gezogen. Aber selbst die Aufforderung Worchs, sich jetzt mal durchzusetzen (gegenüber der Polizei), führte lediglich zu einer "Verwarnung". Und auch als ein Teil der rechtsextremen Demonstration sich an Flaschen- und Steinwürfen beteiligte, hatte das eher Konsequenzen aus den Reihen der eigenen Ordner zur Folge. Die Polizei prügelte während dessen auf die protestierenden AntifaschistInnen.
Zur Folge hatte das Fehlverhalten der Polizei dann, dass ein Teil der Leute auf ihrer Flucht vor der Polizei etwa ein Dutzend Scheiben am Leipziger Polizeipräsidium zerstörten. Und weil sich die Auseinandersetzungen auch in andere Teile der Stadt fortsetzten und die Proteste am Rande der Nazidemo weiter gingen, zog die Polizei dann die Notbremse: polizeilicher Notstand.
Im Vorfeld der Nazidemonstration rief ein Teil der "Freien Kameradschaften" übrigens zur Bildung eines "Schwarzen Blocks" auf, womit sich jedoch wiederum die sächsischen Nazis nicht abfinden wollten und Konsequenzen androhten. Dieser rechte "Schwarze Block" wäre vermutlich in der Mehrzahl von den Berlin-Brandenburger Nazis gebildet worden - denjenigen, die sich am eifrigsten am Werfen beteiligten.

Auch in anderen Städten, so in Worms und Nürnberg, kam es am 1. Mai zu Nazidemonstrationen und -kundgebungen und zu erfolgreichen Widerstandsaktionen gegen diese.

All dies läßt die berechtigte Hoffnung zu, dass sich am 11. Juni in Jena viele Tausend an dem Protest und den Aktionen gegen das "Fest der Völker" beteiligen werden.

Aus Jena angereist war in Leipzig übrigens neben Andre Kapke mit neuem Bartwuchs und dickerem Bauch auch ein Teil der "Kameradschaft Jena-Ost". "Ralle" Wohlleben fehlte. Vermutlich hatte er die Arschkarte gezogen und mußte Heim und Herd hüten.

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